Deep Purple - Now What

Deep Purple

Band: Deep Purple

Album: Now What

Label: Edel Records

Release Date: 26.04.2013

Genre: Hard Rock

Rezensent: Hardy

Tracklist:
01. A simple Song
02. Weirdistan
03. Out of Hand
04. Hell to pay
05. Body Line
06. Above and beyond
07. Blood from a Stone
08. Uncommon Man
09. Apres Vous
10. All the Time in the World
11. Vincent Price

Lineup:
Ian Gillan – Vocals
Steve Morse – Guitar
Roger Glover – Bass
Don Airey – Keyboard, Hammond-Orgel
Ian Paice - Drums

Besten Dank an den one & only Chris Denner zur Verfügungstellung des Albums

Beurteilung

Die Erde bebt, selbst die Wolken verlassen angsterfüllt den blutroten Himmel und räumen dem Weltuntergang seinen gebührenden Platz ein. Eine Stimme erhebt sich und die fünf schwarzen Reiter der Apokalypse erscheinen am Firmament…. Halt, fünf Reiter? Erst jetzt merke ich, dass unsere Zeit noch gar nicht gekommen ist, sondern nur jemand die aktuelle Scheibe von DEEP PURPLE in die Anlage eingelegt hat. Trotzdem weicht mir das Gefühl unheimlicher Vorahnung nicht aus den Eingeweiden. Schließlich ist es bereits ganze acht Jahre her, dass dieses Urgestein des Rock’n’Roll seinen letzten Langspieler veröffentlichte.

Der erste Track „A simple Song“ ist alles andere, als der Name nahelegen möchte. Verspielt und vielschichtig steht er für das, was DEEP PURPLE bereits zu Zeiten Richie Blackmores auszeichnete. Ab den ersten Minuten geht der rockige Sound allerdings in eine rührselig-besinnliche Stimmung über, die auch in späteren Titeln immer wieder anklopft und Präsenz zeigt. Mir persönlich gehen diese romantischen Einlagen zum Teil etwas zu weit, allerdings werden viele Freunde von BON JOVI oder RAINBOW gerade wegen diesen Passagen auf ihre Kosten kommen.

Ian Gillan spielt vergnügt auf seiner Mundharmonika und ergänzt somit das wilde Treiben seines Keyboard-Kollegen Don Airey. In Songs wie „Hell to pay“ laufen beide Musiker zu ihrer absoluten Höchstform auf und bringen Töne hervor, die definitiv aus einem anderen Universum stammen müssen. Die Spieldauer der einzelnen Stücke wurde zum ersten Mal weitestgehend an den modernen Standard angeglichen. Kaum ein Lied überschreitet die Sechs-Minuten-Marke. Ob das Album hiervon profitiert oder an Impulsivität verliert, muss jeder Hörer für sich selbst entscheiden. Ich tendiere dazu, dem aktuellen Werk mehr Experimentierfreude, allerdings etwas weniger Tiefe zuzusprechen als dem Vorgänger „Rapture of the Deep“.

Mit weiterem Fortschreiten der Spielzeit verliert das Album etwas an Energie, was jedoch durch komplexe Gitarrenläufe und jazzige Einflüsse kompensiert wird. In seiner Vollständigkeit betrachtet entwickelt sich „Now What“ wie ein guter Whiskey. Zu Beginn steigt er vor allem in den Kopf, mit den Jahren gewinnt er stattdessen immer mehr an Aroma. Wem‘s schmeckt, schmeckt’s; wem’s nicht schmeck’t, schmeckt’s eben nicht.

Fazit: Wer sich DEEP PURPLE schon immer verbunden fühlte, wird durch den Genuss des neuen Albums sicherlich keine Bindungsstörung entwickeln. Souverän reihen die betagten Herren rockige Stücke und ruhige Balladen (Above and Beyond, Blood from a Stone) aneinander, wodurch eine abwechslungsreiche Klangwelt entsteht. „Now What“ ist ein Gemälde aus grellen Farben und abstraktesten Formen, das alle Epochen der Kunstgeschichte in einer wilden Orgie miteinander vereint. Ich empfehle, sich dringend mit diesem Output auseinanderzusetzen.

Hardy für Lady-Metal.com