Der Weg einer Freiheit - Stellar

Der Weg einer Freiheit

Band: Der Weg einer Freiheit

Album: Stellar

Label: Season of Mist

Release Date: 23.03.2015

Genre: Black Metal

Rezensent: Hardy

Tracklist:
01. Repulsion
02. Requiem
03. Einkehr
04. Verbund
05. Eiswanderer
06. Letzte Sonne
07. Idyll (bonus track)
08. Unendlich (bonus track)

Lineup:
Nikita Kamprad - Guitars, Vocals
Tobias Schuler - Drums
Sascha Rissling - Guitars
Giuliano Barbieri - Bass

Besten Dank an Season of Mist zur Verfügungstellung des Albums

Beurteilung

Metalmusik hat einen stark ausgeprägten Hang zur Tradition. So werden Legenden ebensowenig vergessen, wie sich die Fans an alten Evergreens satt hören können. Hin und wieder gelingt es aber auch neuen Bands einzuschlagen wie eine Bombe. DER WEG EINER FREIHEIT lässt sich mit Sicherheit zu diesen Formationen zählen. Bereits das gleichnamige Erstlingswerk wurde äußerst wohlwollend von der Presse aufgenommen und Auftritte auf großen Festivals folgen schneller, als der geübte Blackmetaller sein Corpsepaint auftragen kann. Inzwischen gehören die Würzburger zu einer der am stärksten polarisierenden Bands des Subgenres. Was das neue Album an Überraschungen bereit hält, wollen wir euch gerne verraten.

Schon während den ersten Klängen des Openers „Repulsion“ frage ich mich: „Ist das tatsächlich DER WEG EINER FREIHEIT?“ Zu ungewohnt klingt der ruhige Beginn des Albums, auch wenn ich diese neue Seite wirklich nicht schlecht finde. Im Gegenteil, ruhige Verschnaufpausen waren auch früher schon in einigen Songs zu hören. Warum also nicht noch einen drauf setzen? Auch der punktuell eingesetzte Klargesang sorgt bei mir zunächst für Irritation. Diese verwandelt sich aber ebenfalls schnell in ein zufriedenes Nicken, als mir klar wird, wie gut sich diese dezente Komponente in das Gesamtwerk einfügt.

Ich hoffe, es ist bis jetzt nicht der Eindruck entstanden, dass sich auf „Stellar“ alles verändert hat und aus der verpuppten Blackmetalband plötzlich eine akustische Folkrockgruppe hervorgegangen ist. Im Ganzen bleibt die Band ihrem Stil tatsächlich, trotz vereinzelter Neuerungen, ziemlich treu. Die Lieder sind nach wie vor gut strukturiert und die technische Komponente steht auch 2015 noch ganz klar im Vordergrund. Sogar der Aggressionsgehalt der Musik hat sich nicht merklich verändert. Stattdessen darf Herr Schuler seine Double Bass malträtieren, bis es an Körperverletzung grenzt.

Eine Sache ist mir nach dem wiederholten Hören des Albums klar geworden. Mit absoluter Sicherheit wird „Stellar“ die Metalgemeinde wieder in zwei Lager spalten. Während die einen in der Musik förmlich aufgehen werden, wird sich der konservative Oldschooler in seiner Abwehrhaltung bestätigt sehen. Mir ist inzwischen schon häufiger zu Ohren gekommen, DER WEG EINER FREIHEIT spiele „Studentenmetal“. Mir ist klar, dass hiermit auf den großen Postmetal-Anteil sowie das dazu passende Outfit der Musiker angespielt wird. Doch genau dieser Einschlag unterscheidet die Truppe eben auch von dem austauschbaren Einheitsbrei. Die neuen Songs wagen sich meiner Ansicht nach sogar noch stärker in den progressiven Bereich vor, als es auf den ersten beiden Alben zu hören war. Wem die Musik des Quartetts bisher schon zu „intellektuell“ oder „abgehoben“ war, wird somit trotz aller technischen Finesse auch diesmal nicht zum Fan bekehrt werden.

Fazit: In einem Moment noch hart und kalt, wenige Sekunden später aber schon wieder weich und atmosphärisch. So lassen sich die sechs Stücke des neuen Albums wohl am besten beschreiben. Die einzig verlässliche Konstante ist die technische Verspieltheit, welche in jedem einzelnen Song zum Tragen kommt. Ich empfehle das Album allen Fans der Band und all denjenigen, die auch bei aggressiver Musik gerne einmal zum genießen die Augen schließen. Wem der Stil der Truppe bisher schon auf den Magen schlug, sollte seine Iberogast hingegen lieber im Medizinschränkchen lassen und auf Abstand bleiben.

Hardy für Lady-Metal.com