Winterblood - Herbstsehnsucht

Winterblood

Band: Winterblood

Album: Herbstsehnsucht

Label: Self Released

Release Date: 01.05.2013

Genre:
Black Metal

Rezensent: Hardy

Tracklist:
01. Nur der Tod hat mir Erlösung gebracht
02. Mit jedem Abschied wird Erinnerung geboren
03. Raserei des Meeres
04. Derniere
05. My eternal Grave
06. Herbstsehnsucht
07. Saturnnebel
08. Derniere (Instrumental Version)

Lineup:
Fall – Vocals
Hrothgar – Guitar

Livemembers:
Custos Corvus – Guitar
Wolf – Bass
Blinded - Drums

Besten Dank an Winterblood zur Verfügungstellung des Albums

Beurteilung

Die Band WINTERBLOOD aus dem Rheinland ist seit eigener Aussage bereits seit dem Gründungsjahr 2007 auf den Beinen, um ihren Teil zu der schwarzmetallischen Untergrundbewegung beizutragen. Dem Debütalbum „Herbstsehnsucht“ gingen scheinbar nur vereinzelte Demoveröffentlichungen voraus, wodurch sich erklären lässt, weshalb mir die Band bisher unbekannt geblieben ist. Schockiert bin ich trotzdem ein wenig. Durch familiäre Nähe kenne ich Koblenz stärker als mir lieb ist und weiß von den vielen Wochenenden, ohne vernünftiges Kulturangebot (wie beispielsweise Corpsepaint-Fortbildungen oder das gemeinsame böse Umherstieren im Welthasserkollektiv). Eine weitere Band neben DEASTER hätte sicherlich einige dieser Abende versüßen können.

Doch nun genug mit der Träumerei, das ist doch kein Journalismus! Jetzt wird über die Musik berichtet. Im Vorfeld entschuldigten sich beide Musiker für den Sound des Albums. Aufgrund einiger Schwierigkeiten klängen die Songs nicht wie gewünscht, was sich auf dem nächsten Album angeblich ändern soll. Es tut mir Leid, aber ich kann beim besten Willen nicht verstehen, was hiermit gemeint ist. Die Gitarre klingt etwas blechern und der Bass ist kaum herauszuhören, doch was soll’s? Schließlich geht es hier um Blackmetal. Selbst die aktuelle HARAKIRI FOR A SKY ist nicht besser aufgenommen. Ich persönlich kann mit der Abmischung gut leben und vermute mal, dass es vielen potentiellen Hörern ähnlich gehen wird.

Die einzelnen Tracks haben durchgehend eine recht lange Spielzeit, welche für langsame Instrumentaleinlagen oder düstere Hintergrundeinspielungen genutzt wird. Insgesamt erinnern mich diese progressiven Kompositionen stark an Bands wie FÄULNIS oder FREITOD. Gesanglich wechseln sich tiefe Opernstimmen mit dem altbekannten Keifgesang sowie cleanen Vocals ab. Hierdurch entsteht eine wütende Grundstimmung, die ihre ganz eigene Ästhetik mit sich bringt. Am ehesten lässt sich die Atmosphäre wohl mit einem Panorama aus dem Terra Museum vergleichen, welches mit rohen Koteletts an die Wand gepinselt wurde.

Auch lyrisch kann ich mich mit dem Konzept von „Hebstsehnsucht“ ganz gut anfreunden. Eine gewisse Prise Depression gemischt mit der guten alten Weltuntergangsstimmung – So muss Avantgarde klingen. Kritisch stehe ich da eher den Äußerungen von Seiten der Band selbst gegenüber. „Ich kritisiere das urbane Leben. Diese Ignoranz, diese Kälte und Hemmungslosigkeit. Ich finde wir sind im zweiten Dekadentismus angelangt, geprägt von überflüssigen Konsum und
Verfall von Normen und Werte.“ So heißt es zumindest in dem mir vorliegendem Pressetext. Es bedrückt mich etwas, dass selbst der experimentelle Anteil dieser Musikszene scheinbar immer noch an denselben Fragen nagt, wie bereits Parmenides und Heraklit (Wiederholt sich alles oder entwickeln wir uns ständig fort?) vor schlappen 2500 Jahren. Vielleicht wird es Zeit, mal einen neuen Blickwinkel auf die Probleme der Menschheit einzunehmen.

Fazit: Auf mich persönlich wirkt „Herbstsehnsucht“ bereits durchaus gelungen. Besonders wenn man bedenkt, dass es sich um den ersten Langspieler der Truppe handelt, der nicht nur selbst produziert und abgemischt wurde, sondern scheinbar auch noch mit einigen Erschwernissen zu kämpfen hatte. Ich werde den Werdegang der Band ab jetzt weiterhin im Blick behalten und rate Freunden progressiver Extremmetal-Musik, sich zumindest einmal mit diesem Output auseinanderzusetzen.

Hardy für Lady-Metal.com