ALICE COOPER - spend the night with ... // Berlin

ALICE COOPER
Support: Thunder

23.11.2017 // Tempodrom Berlin

Sachen gibt es, die gibt es gar nicht. So oft bekommt man Alice Cooper nun ja auch nicht zu sehen. Und ausgerechnet an jenem Donnerstag, da er in Berlin spielte, verpasste ich das Konzert in der Bahn sitzend. Irgendein "Verrückter" hatte sich vor den Zug geworfen und ich war auf der Strecke Hannover - Berlin quasi gefangen. Zum Glück gelang es mir noch rechtzeitig einen befreundeten Redakteur zu erreichen, der für mich einspringen konnte, so dass ihr wenigstens einen kleinen Eindruck von "spend the night with ALICE COOPER" in Berlin bekommt. Vielen Dank an dieser Stelle an Carsten, dessen Bericht ihr im Folgenden nachlesen könnt ....

"Spontan ist ja bekanntlich immer am Schönsten und so war dieses Konzert von Alice Cooper schon cool. Eigentlich hatten wir von unserer Seite für Akkreditierungen angefragt, doch eine Mail ging nicht durch und die zweite Anfrage wurde durch eine Generalabsage nicht gestattet. Daher dachte ich das Konzert sei abgeschrieben. Dann kam eine Mail von unserem Jens, der noch einen Platz hatte, wo ich etwas erstaunt war. Gut, wenn die Mail der erste Anfrage von mir nicht durchging, kann das natürlich schon sein, das er darüber die Chance bekam. Da es recht kurzfristig vor dem Konzert war, entschloss ich mich dann doch selbst den Weg zum Tempodrom zu gehen und dann diesen Bericht zu schreiben. An der Stelle schon jetzt der Dank an Jens und die Kollegen vom Lady-Metal Webzine, über die diese Akkreditierung jetzt lief. Vor Ort war ich dann nochmehr überrascht, denn es waren mehrere Fotografen usw. vor Ort, was meinen Ärger über die missglückte Anfrage größer werden lies. Hätte gerne auch jemand aus unserem Team im Graben gesehen. Egal... so schaute ich mir jetzt im ausverkauften Tempodrom Berlin die Show des Schockrockers live und in Farbe an. Schon die Show in Wacken war, auch wenn nur im Live-Stream, eine Wucht. Wie sollte es an diesem Abend werden?

Das zeigte sich erst, nachdem der Support durch war. Diesen Slot bekamen die Hard Rocker von THUNDER. Die Londoner Band gehört zu den Spätzündern der großen Hard Rock Zeit in den 80ern, denn ihre Gründung war erst 1989. Dennoch haben sie sich über die Jahre einen Namen erspielt und stehen nun mit aktuellem Album auf den Bühnen der Länder. Allerdings war Berlin nicht so bereit für Thunder. Die Band wirkte recht statisch auf der Bühne und die Animationsversuche von Sänger Danny Bowes verliefen schnell ins Leere. Der Sound war recht mau, was die Lautstärke anging. Danny hatte Mühe gegen die Musiker anzukämpfen, die recht dominant aus den Boxen kamen. Es wirkte viel zu Drucklos und doch stark verkrampft, was die Herren dort ablieferten. Dabei ist die Musik echt gut. Schöner Hard Rock mit tollen Gitarrensoli und Keyboardparts. Schade das es nicht so gezündet hat beim Publikum. Das war nach den 45 Minuten Set nicht so euphorisch angeheizt, wie es nach einem guten Support sein sollte. Allerdings muss ich auch sagen, an diesem Abend war das Publikum wirklich sehr gemischt. Von jungen Metalheads, über klassich geschminkte Cooper Fans, bishin zu älteren Paaren war jede Schicht vertreten.

Ich hatte persönlich viel Spaß am beobachten der Lichttechniker. Egal ob bei Thunder oder dann jetzt bei Alice Cooper... sie sahen aus, als würden sie direkt mitspielen und in die Tasten von Keyboards hauen. Sind bestimmt große Könner im 10 Finger Schreibsystem, wenn nicht gerade Hundemotive die Bildschirme schonen. Um 21:15 Uhr startete dann die Verdunklung des Tempodroms. Das Intro von Alice Cooper erschalte und man wartete gespannt auf den Fall des Banners, das uns mit den Augen des Großmeisters anschaute. Während seine Band schon auf der Bühne stand, dauerte es noch ein paar Sekunden, bis der Meister der Bühnenshow im Funkenregen die Stage betrat. Die war mit Podesten, großer Puppenkiste, Puppenschrein und Lichtelementen besetzt. Das Publikum in den ersten Reihen feierte direkt los, während hinten etliche Smartphones nach oben gestreckt wurden. Wie sehr habe ich mir gewünscht, als Alice seinen Stock in die Menge warf, das er eines dieser leuchtenden Teile trifft. Man merkt zu Beginn der Show direkt, das hier Profis am Werk sind und diese Show von Anfang an durchgeplant ist. Jeder der Musiker weiß sofort, wo er zu stehen hat, welche Pose zu bedienen ist usw. Da steckte viel Routine drin. Und dennoch merkte man auch den Spaß und die Energie dahinter.

Allen voran ist dort Nita Strauss zu nennen. Hatte Alice auf der letzten Tour Orianthi mit dabei, so ist es jetzt Nita, die ihre Gitarrenkünste performanen darf. Und wie sie auf der Bühne umher flitzt und die Gitarre bespielt, begeistert viele im Publikum. Später hatte sie ein Solo (vor Poison) und das wurde frenetisch gefeiert. Erstaunlich das Frauen im Rock immernoch solch einen Seltenheitsstatus genießen und gefeiert werden, wenn sie ein Instrument spielen, welches sie gelernt haben. Gut... sie schaute auch sexy aus, das ist keine Frage, aber dennoch... sie ist ein Bestandteil einer Band, die eine Bestie (Alice seine Worte) beinhaltet. Gemeint ist damit Bassist Chuck Garric. Der Typ hat wirklich ein sehr cooles Auftreten und ist ein Meister am Bass. Gitarrist Ryan Roxie hat etwas AC/DC im Blut, denn er sprang oft im Angus Young Style über die Bühne und lies seine Gitarre glühen. Drummer Glen Sobel ist der Einzige in der Band, der keine langen Haare hat. Und dann gibt es noch Tommy an der dritten Gitarre. jetzt fehlt praktisch nicht mehr viel zur perfekten Bühnenshow. Die Krankenschwester / Puppe auf der Bühne... das ist die Frau von Alice Cooper. Man würde es nicht vermuten, doch sie steckt wirklich in diesen Kostümen. Davon gibt es bei ihr und bei ihm so einige während der Show.

Bevor die wirklich interessanten Elemente der Bühnenshow kamen, wie die Guillotine, der Frankenstein, die Spritze, die elektrische Wand usw. bestand die Show aus Backdropwechseln, ein paar kleinen Nebelfontänen und Jackenwechseln vom Schockrocker, der übrigens nie zu altern scheint. Wenn man sich die Videos von früher anschaute oder seine Filmauftritte in u.a. Wayne´s World, und das dann mit heute vergleicht, so erkennt man fast gar keinen Unterschied. Der Mann stirbt so häufig auf der Bühne, wie kein Magier der Las Vegas Welt oder sonstigen Entfesslungsshows... das ist schon beeindruckend, wie präzise alles abgestimmt ist und die Songs miteinander eine Einheit bilden. Da wird eine Art Geschichte auf der Bühne erzählt. So hat Alice die Setlist auch gewählt. Statt die Klassiker als Zugabe zu packen, baut er sie mit in die Show ein und sorgt somit immer wieder für geile Momente. Egal ob "Mister Nice Guy", "Billion $$$ Babies", "Poison" oder "Eighteen"... die bekannten Hits werden gefeiert. Mein Highlight war "Only Woman Bleed", weil Alice dort gerade stimmlich sein ganzes Können abruft und Gänsehaut verursacht.

Die Zugabe sorgte dann für eine Art Party im Tempodrom. Mit "School´s Out" verabschiedete man sich nach gut 90 Minuten von der Bühne. Es flogen noch einmal Ballons mit Konfetti gefüllt, Seifenblasen kamen von der Seite, Konfetti regnete von der Decke und am Ende gab es noch Lamettaschlangen geschossen. Das Publikum applaudierte fleißig, doch es wirkte verhalten. Schade eigentlich, weil trotz der Perfektion, lieferte Alice eine tolle Show ab und hätte durchaus noch mehr gefeiert werden dürfen. Doch schon fünf Minuten nach Showende war der Saal praktisch leer und die meisten Besucher auf dem Heimweg. Im Gesamten war es Alice wie man ihn kennt... und Berlin zeigte sich, wie man es kennt... er träge unter der Woche. Dabei hätte das ein richtig geiles Rockkonzert sein können, wäre die Stimmung emotionaler gewesen. Es gab keine großen Ansagen an das Publikum, nur die Bandvorstellung und sonst... runter mit der Setlist. Hmmm... etwas wehmütig, freudig erfüllt und doch gespalten bin ich jetzt am Ende des Berichtes... Weil ich weiß was Alice kann, was ein gutes Publikum kann und was es für ein Konzert hätte werden können. So ist es ein gutes Konzert gewesen, was seine Höhepunkte hatte, aber leider nicht so lange im Gedächnis bleiben wird, wie vielleicht noch vor ein paar Jahren. Dennoch... wenn ich jemals die Chance hätte, ich würde vor Alice knien und ebenfalls schreien: Ich bin unwürdig!! Ich bin unwürdig!! Denn was dieser grandiose Musiker / Sänger / Entertainer in seinem Alter noch auf die Bühne bringt, verdient einfach nur großen Respekt und Dank!"

Setlist Berlin:

Brutal Planet
No More Mr. Nice Guy
Under My Wheels
Department of Youth
Pain
Play Video
Billion Dollar Babies
The World Needs Guts
Woman of Mass Distraction
Poison
Halo of Flies
Feed My Frankenstein
Cold Ethyl
Only Women Bleed
Paranoiac Personality
Ballad of Dwight Fry
Killer
I Love the Dead
I´m Eighteen

School´s Out

Bericht: Carsten Herkt (KALLE ROCK) Opens external link in new windowkalle-rock.de