Flo interviewte Österreichs Black Metaller von SVARTA

Svarta

Aus den österreichischen Hoch- und Tiefebenen sind in den letzten Jahren -man müsste fast behaupten Jahrzehnten- einige Bands mit starker Ausdruckskraft entsprungen. Gerade auch in den extremen Gefilden etablieren sich immer wieder Gruppen und heben sich kontinuierlich vom Underground ab.
Eine dieser Bands ist SVARTA. Die seit 2009 agierende Truppe begann als Dreier-Gespann mit zwei Mal jeweils Gitarre und Gesang sowie einen Mann an der Rhythmus-Maschinerie, dem Schlagzeug. Neben einer Demo (2011) und zwei Langspielern ("Am Scheideweg" 2012 und "Abgrundschreiben" 2014), machten sich die drei Herren zusammen mit dem Metal Music Verein Salzkammergut e.V. und dem mittlerweile jährlich immer bekannter werdenden 1-Tages-Festival "Sick Midsummer" einen Namen.

Seit ihrem letzten Album "Abgrundschreiben", mit welchem sie seit der Release-Party als vierköpfige Band (mit Bassist) auftreten, ist bis jetzt eine ganz gute Zeit vergangen. Zeit für uns, mal wieder nachzusehen, welche Pläne im Hause SVARTA geschmiedet werden.

Einen schönen guten Tag Irleskan, Nahtkra und Grim. Erst einmal vielen Dank, dass Ihr Euch für dieses Interview Zeit genommen habt. Gerade eben erwähnt, seid Ihr ja im Prinzip zu Viert, heute aber wieder "nur" zu Dritt. Am besten, Ihr stellt kurz für unsere Leser klar, wie jetzt Eure personelle Situation in der Hinsicht Live-Auftritte und Aufnahmen zu verstehen ist.

Antwort: Servus Flo, danke auch Dir für das Interview.
Grundsätzlich besteht SVARTA nach wie vor aus den drei Gründungsmitgliedern, was bedeutet, dass wir für den musikalischen Aufbau und die Struktur der Songs verantwortlich sind.
Auf der Bühne wurde unser Line-Up seit 2014 durch einen Bassisten erweitert, welcher jedoch auch eigene Bass-Lines zu den im Grunde fertigen Liedern beisteuert und nicht nach von uns vorgegebenen Riffs spielt.


Wie habt Ihr Euch für diese Erweiterung um die tiefen Frequenzen entschieden?

Albumcover "Abgrundschreiben", Quelle: Svarta

Antwort: Im Vorfeld der Aufnahmen zu unserem zweiten Album ‚Abgrundschreiben‘ entschieden wir uns, beim Recording eine relativ simple Bass-Line mit aufzunehmen, um die fehlenden Frequenzen aufzufüllen. Im Laufe des Mixing-Prozesses bemerkten wir jedoch, dass die Bass-Spur die anderen aufgenommenen Instrumente sehr gut ergänzte und um ein ganz eigenes Spektrum erweiterte.
Nach mehreren Durchläufen der Master-CD entschlossen wir uns, für Live-Auftritte einen Bassisten mit auf die Bühne zu holen. Glücklicherweise fanden wir bereits nach relativ kurzer Suche mit Lukas (einigen Lesern vermutlich bekannt von seinem Hauptprojekt ‚ELLENDE‘) einen mehr als fähigen Musiker, welcher sich mittlerweile auch zu einem guten Freund entwickelt hat. Mit seinem Einsatz haben wir es geschafft, die Intensität einer SVARTA Live-Performance auf ein neues Level zu heben.


Nach dem Album ist vor dem Album, hoffen wir zumindest mal. Wie sieht Eure nahe Zukunft aus? Was habt ihr geplant?

Antwort: Mit dieser Vermutung liegst Du richtig. Gleich nach dem Release von ‚Abgrundschreiben‘ haben wir uns keine Pause gegönnt sondern gleich mit dem Schreiben von neuem Material begonnen. Inzwischen haben wir das akustische Grundgerüst der Songs für ein neues Album fertiggestellt. Der nächste Schritt sind somit Feinarbeiten an den einzelnen Liedern sowie das Schreiben der Texte. Den Release der neuen Full-Length CD haben wir im Frühjahr 2016 geplant. Das ungefähre Einhalten eines 2-Jahres-Zyklusses hat sich für uns bewährt, da wir einerseits genug Zeit zum Ausarbeiten der Songs haben, das Material jedoch gleichzeitig nicht überbearbeitet wird.
In näherer Zukunft, genauer gesagt am 17. und 18. April, haben wir noch im Rahmen einer Wochenend-Tour zwei Auftritte mit der dänischen Band ANGANTYR geplant. Eine der Shows wird in Regensburg (DE) stattfinden, die zweite in Graz (AT). Wir können bereits verraten, dass wir bei einem der beiden Auftritte auch einen neuen Song im Gepäck haben werden, es lohnt sich also auf jeden Fall teilzunehmen.


Das ist schön zu hören! Es wird ja oft behauptet, man will sich mit dem neuen Album vom Vorgänger abheben, usw... Wie steht Ihr zu solchen Aussagen? Oder andersrum: Kann man sein Level immer übertreffen?

Nahtkra

Antwort: Unserer Ansicht nach gehört eine stetige musikalische Weiterentwicklung zum Fundament einer aktiven Band. Wir versuchen, mit jedem neuen Song das Beste herauszuholen. Verständlicherweise verschiebt sich der eigene Standard mit jeder in der Band gesammelten Erfahrung – sei es beim Songwriting oder bei Liveauftritten.
Die Entwicklung einer Band ist für uns jedoch kein gezielter oder gar erzwungener Prozess, sondern ein fließender, sich selbst ergänzender Übergang.
Für den Zuhörer ergibt sich damit natürlich ein markanter Unterschied von Album zu Album. Da wir als Band jedoch mindestens einmal pro Woche gemeinsam musizieren ist dieser Unterschied für uns nicht unmittelbar präsent.
Um auf Deine zweite Frage zurückzukommen: Irgendwann hat man als Musiker ein gewisses, oft sehr hohes Level erreicht. Die Schwierigkeit besteht nicht nur darin, dieses Level zu halten, sondern vor Allem immer wieder frische Ideen einzubringen und sich nicht in starren Schemen zu verlieren. Oft geht nach einigen Jahren Bandbestehens die Leidenschaft an der Musik verloren, was man natürlich auch an der fertigen CD merkt.
Der wichtigste Punkt ist und bleibt für uns allerdings Musik zu machen, welche uns gefällt und die wir zu hundert Prozent vertreten können.


Eure Musik ist ja ganz klar dem Depressive Black Metal zuzuordnen. Hier fällt mir auch das allegorische Wort "Schwarzdüsterklang" ein, welches Ihr als Homepage-Adresse verwendet. Was hat es damit auf sich, vielleicht auch in die Richtung Eures Songwritings gehend?

Lukas (Live Bass)

Antwort: Für uns ist es immer wieder interessant festzustellen, dass unsere Lieder gemeinhin als Depressive oder Suicidal Black Metal eingeordnet werden. Beim Songwriting achten wir zugegebenermaßen nicht darauf, uns in eine bestimmte Richtung zu entwickeln oder einem gewissen Genre zu entsprechen, sondern setzen unseren Schwerpunkt auf Riffs und Drumparts, welche kombiniert eine eigene und im jeweiligen Gefüge die beste Wirkung erzielen.
Schwarzduesterklang war für uns Anfangs einerseits ein Überbegriff, eine Art Leitfaden für Musik, welche wir schreiben wollten. Andererseits spiegelt dieser Begriff ein Lebensgefühl wider, welches wir mithilfe unserer Songs zum Ausdruck bringen wollen. Darauffolgend hat sich auch das am Kopf stehende Dreieck als Bandsymbol etabliert, welches für die drei Mitglieder als feste Konstanten und Eckpfeiler von SVARTA steht.


Bleiben wir beim Komponieren der Lieder. Welche Intentionen und thematischen Eckpunkte setzt Ihr Euch selbst für Eure Musik? Was gehört in ein SVARTA-Album und was zeichnet selbige(s) aus?

Irleskan

Antwort: Grundsätzlich werden alle Songs miteinander entwickelt. Jeder von uns trägt einen großen Teil  zum Songwriting bei, wodurch sich nach und nach ein unverwechselbares Klangbild ergibt. Die Thematik des Albums entwickelt sich erst durch die Musik.
Einem typischen SVARTA Album ist auf jeden Fall eine gewisse Eigenständigkeit zuzuschreiben. Wir versuchen nicht nach einem von etlichen anderen Bands bekannten Schema vorzugehen, sondern unsere eigene Interpretation des Genres Black Metal darzustellen. Wir probieren jedoch nicht, den Verlauf der Musik aktiv zu bestimmen, sondern lassen uns ganz bewusst von ihr treiben.


Eine sicherlich für Viele auch interessante Frage: Was wollt Ihr als Band den Hörern bzw. der Szene vermitteln? Warum macht Ihr das ganze überhaupt?

Antwort: Mit unseren Songs wollen wir uns mit den Gegensätzen, den Höhen und Tiefen des Lebens auseinandersetzen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, im einen Moment ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit zu vermitteln und im nächsten Moment dieses Gefühl zu zerstören und dem Hörer den gerade gewonnenen Lebensmut zu entziehen. Diese Art von Musik spiegelt unsere Sicht auf das Leben wider. Es ist Musik, die sich am Leben selbst orientiert.


Wie sieht das im Live-Bereich aus? Wie reagieren die Leute auf Eure Musik?

Grim

Antwort: Unsere Songs sind auch Live sicher weniger dazu geeignet, um wild ‚abzugehen‘ sondern zielt eher darauf aus, zuzuhören und die Musik auf sich wirken zu lassen. Interessanterweise hat sich bei unseren Live-Performances eine Art Phänomen entwickelt. Üblicherweise bleiben die ersten zwei bis drei Reihen im Publikumsbereich frei, erst dahinter beginnt die ‚eigentliche‘ erste Reihe. Damit bewahrheitet sich unserer Meinung nach auch der oben genannte Punkt.


Zum Schluss noch eine Frage: Gibt es schon einen Titel für das neue Album?

Schwarz-Düster-Klang, Quelle: Svarta

Antwort: Noch nicht. Wir versuchen mit unseren Titeln das jeweilige Album in treffende  Worte zusammenzufassen und obwohl wir mit unserem neuen Material schon sehr weit fortgeschritten sind hat sich noch kein passender Titel ergeben.


Die finalen Worte gehören bekanntermaßen immer der interviewten Band. In diesem Sinne würde ich Euch um ein letztes Statement bitten. Was wollt Ihr den Lesern noch mit auf den Weg geben?

Antwort: Die Höhen sowie Abgründe des Lebens prägen den Charakter. Sie sind die Schriftsteller von Individualität und Identität. Als Menschen versuchen wir uns mit diesen Abgründen auseinander zu setzen, lernen sie zu verstehen, oder an ihnen zu zerbrechen.
Darum möchten wir an dieser Stelle das Interview mit einem Zitat des bekannten deutschen Dichters Karl May beenden, welches auch das Ende des letzten Tracks von Abgrundschreiben, ‚Die fürchterlichste Nacht‘, begleitet:


Kennst Du die Nacht, die auf den Geist dir sinkt,
Daß er vergebens nach Erlösung schreit,
Die schlangengleich sich um die Seele schlingt
Und tausend Teufel in's Gehirn dir speit?
O halte fern dich ihr in wachen Sorgen,
Denn diese Nacht allein hat keinen Morgen.



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