Ignis Fatuu - Unendlich viele Wege

Ignis Fatuu

Band: Ignis Fatuu

Album: Unendlich viele Wege

Label: Trollzorn Records

Release Date: 07.03.2014

Genre: Folk Metal

Rezensent: Hardy

Tracklist:
01. Glaube
02. Hyazinthen
03. Unendlich viele Wege
04. Mit dem Wind
05. Blut geleckt
06. Alchemie
07. Der Rabe und der Wolf
08. Wenn alle Worte schweigen
09. Signal
10. Letztes Wort
11. Die Pforte

Lineup:
P.G. - Vocals
Irene - Flutes, Pipes, Vocals
Alex – Symphonia, Fiddle, Pipes
Peter Pathos – Guitars, Vocals
Volker - Bass
Robert - Drums

Besten Dank an Sure Shot Worx zur Verfügungstellung des Albums

Beurteilung

Die Welt der Narren, Galgen und wunderlicher Larp-Bekleidung (jeder, der auf einer Mittelalterdisco bereits junge Damen mit Elfenohren beobachten konnte, weiß auf welches Mysterium ich hinaus will) hat schon vor langer Zeit Einzug in die moderne Metalszene gehalten. Die Folge waren unterschiedlichste Kombinationsmöglichkeiten mittelalterlichen Instrumentals mit rockigen Gitarrenriffs und häufig deutschsprachigem Gesang. IGNIS FATUU haben in diesem Genre ihre feste Position gefunden und sich durch einen ungewöhnlich hohen Abgeh-Faktor von ihren Kollegen abgehoben (ich verweise auf Hits wie „Wächter der Nacht“, „Nordwind“ oder „Spiel des Lebens“). Mit neuem Sänger steht nun nach längerer Abstinenz das Album numéro drei in den Startlöchern, um den Hörern mit Laute und Sackpfeife den Marsch zu blasen.

Ich selbst zeigte mich von den ersten beiden Alben durchaus beeindruckt, da diese meine Anlage trotz anderer musikalischer Vorlieben gar nicht mehr verlassen wollten. Vermutlich konnte mich der individuelle Stil überzeugen, welcher selbstbewusst auf pseudoromantische Klischees verzichtete. Ich darf bereits verraten, dass es mir mit „Unendlich viele Wege“ erstmals anders gehen wird. Schon die ersten Tracks machen deutlich, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit der Songs deutlich zurückgeschraubt wurde. Anstelle der bewehrten Partylaune macht sich deshalb Schwermut breit, die sicherlich nicht zu verachten ist, allerdings schon zu den Trademarks tausend anderer Bands aus diesem Bereich zählt.

Ähnliches lässt sich über die Stimme des neuen Vokalisen berichten. Im Vergleich zu den letzten Outputs klingt Mr. P.C. schon fast steril und für meinen Geschmack viel zu schnörkellos abgemischt. Der immer wiederkehrende Sprechgesang (Z.B. in Blut geleckt) erinnert hierbei zudem stark an LETZTE INSTANZ. Dieser Umstand ist prinzipiell zwar zu verschmerzen, da auch die Jungs aus Dresden immer einen hohen Wert auf gute Stimmen gelegt haben, allerdings geht durch diese Nähe im wahrsten Sinne des Wortes wieder ein kleines Stück Eigenständigkeit flöten.

Ich hoffe, es entsteht nicht der Eindruck, dass es sich bei „Unendlich viele Wege“ um ein schlechtes Album handelt. Das ist sicherlich nicht der Fall! Die Band präsentiert ein solides Songwriting und spielt ihre Instrumente selbstredend auf dem zu erwartenden Niveau. Allerdings fehlen mir die Markenzeichen, welche IGNIS FATUU bisher als das auswiesen, was sie eben waren. Um eine allseits bekannte Weisheit aus der Erkenntnistheorie heranzuziehen: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ und eben dieses Wesen ist meines Erachtens nur noch in Ansätzen vorhanden („Mit dem Wind“ oder auch „Alchemie“). Bei den anderen Teilen der Platte wird jeder Hörer wohl für sich selbst entscheiden müssen, ob er sich mit dieser neuen Ausrichtung anfreunden kann oder nicht.

Fazit: IGNIS FATUU liefern mit ihrem neuen Release ein Album ab, welches sicherlich polarisieren wird. Die gesamte musikalische Ausrichtung hebt sich mittelschwer von dem bisherigen Werdegang der Musiker ab. Ob dieser Umstand als notwendige Entwicklung oder Fehltritt zu beurteilen ist, wird letztlich von dem ästhetischen Empfinden des einzelnen Hörers abhängig sein. Ich mag allerdings nicht verheimlichen, dass mein persönlicher Geschmack nur äußerst begrenzt getroffen wurde, obwohl ich ein großer Fan der ersten Veröffentlichungen bin. Nun ja, jetzt benötige ich zunächst einmal eine gute Flasche Met und ein Kapitel „Walther von der Vogelweide“.

Hardy für Lady-Metal.com