Ingrimm - Henkt ihn

Band: Ingrimm
Album: Henkt ihn!
Label: Trollzorn
Release Date: 07.02.2014
Genre: Folk Metal
Rezensent: Hardy
Tracklist:
01. Hetzer
02. Carpe Diem
03. Asche auf mein Haupt
04. Hängt Ihn
05. Eiskalter Wind
06. Schwarzes Gold
07. Fühl dich frei
08. Tritt mich
09. Sanduhr
10. Engel
Lineup:
Rene - Vocals
Alex – Guitars
Hardy – Flute, Pipes, Symphonia
Klaus - Drums
Mugl – Bass
Bine – Fiddle
Besten Dank an Trollzorn zur Verfügungstellung des Albums
Beurteilung
Anfang 2014 ist es endlich soweit, das neue und nunmehr vierte Album der Folkmetaller INGRIMM kommt in die Läden. Wir durften bereits vorab ein Ohr riskieren und sind dieses Wagnis für unsere Leser natürlich gerne eingegangen. Durch die starke Orientierung am klassischen Heavymetal-Sound stellten die Barden aus Bayern schon früher eine härtere Alternative zu den bekannteren Vertretern dieses Subgenres dar. Hieran hat sich auch auf „Henkt ihn!“ nichts geändert. Insgesamt klingt der Sound im Vergleich zu anderen Spielleuten nachwievor recht hart und ungemütlich. Besonders gut gefallen mir die dezent eingesetzten Blastbeats, die stets zum rechten Zeitpunkt ordentlich auf die Trommelfelle des Hörers einprügeln, bis diese kein noch so leises Lebenszeichen mehr von sich geben.
Stilistisch ähnelt der erste Song „Hetzer“ den Stücken der letzten Alben, allerdings ohne in vergleichbarem Maße die Lunte zu zünden. Es ist mir unverständlich, warum ausgerechnet dieses Lied als Opener ausgewählt wurde, denn die folgenden Songs entwickeln wieder die gewohnte Eigendynamik und schaffen es mich wesentlich stärker mitzureißen. Das Mittelalterliche Instrumental steht hierbei nicht im Vordergrund, sondern bewegt sich von Einsatz und Abmischung auf einer Ebene mit den Mehrsaitern. Die Geschwindigkeit wurde im Vergleich zu den letzten Alben nochmals deutlich angezogen. Es finden sich weder Balladen noch ruhigere Stücke zum Mitschunkeln (Der Song „Engel“ ist die einzige Ausnahme). Stattdessen geht diesmal im wahrsten Sinne des Wortes der Punk ab! Besonders die Metal-Shouts in Stücken wie „Schwarzes Gold“ rechnen konsequent mit der typischen Romantik des Folkrock ab.
Trotz seiner Stärken wird es dieses Release schwer haben, auch alle älteren Fans zufrieden zu stellen. Zum einen klingen einige Songs sehr ähnlich, wodurch es den einzelnen Kompositionen schwer fällt, aus der Masse hervorzustechen. Besonders auffällig sind die Parallelen auf der strukturellen Ebene. Meist wechseln sich in alter Manier Strophe und Refrain, bis letzterer gegen Ende mehrfach wiederholt wird. Meine größten Schwierigkeiten habe ich allerdings mit dem neuen Sänger Rene. Es gibt an dessen Organ eigentlich nichts auszusetzen, die markanten Vocals des Vorgängers „Fenris Wolf“ sind meiner Ansicht nach jedoch nur äußerst schwer zu ersetzen.
Es ist sicherlich deutlich geworden, dass mir persönlich die letzten Veröffentlichungen der Combo etwas besser gefallen haben. Diese Kritik setzt aber auf hohem Niveau an. Musikalisch spielen INGRIMM gewohnt eingängige Melodien fern von abgegriffenen Folk-Klischees. Auch textlich gibt es kaum Anlass sich zu beschweren. Auf mittelalterliche Märchen von Drachen oder Prinzessinnen wurde gottseidank durchgehend verzichtet (ich wette ihr könnt diese ewig gleiche Leier auch nicht mehr ertragen). Stattdessen stehen Themen des alltäglichen Lebens im Mittelpunkt und bieten reichlich Identifikationsmöglichkeit.
Fazit: INGRIMM heben sich durch ihren rockigen Stil und die eigenständige Lyrik von den Vorreitern der Szene ab und schaffen hierdurch ihre ganz eigene Schublade. Ein Probehören dürfte deshalb nicht nur für Fans moderner Folklore interessant sein, sondern könnte auch Freunden klassischer Heavymetal-Musik den Tag versüßen. Für die zukünftigen Veröffentlichungen wünsche ich mir allerdings wieder deutlich mehr Abwechslung zwischen den einzelnen Stücken. Zudem seien alte Fans vorgewarnt: Die liebgewonnene Stimme des alten Vocalisten gibt es künftig nur noch bei dessen neuer Band REYSSWOLF zu hören.
Hardy für Lady-Metal.com