Kärbholz - Karma

Kärbholz

Band: Kärbholz

Album:
Karma

Label:
Metalville / Rough Trade

Release Date:
30.01.2014

Genre:
Deutschrock

Rezensent: Hardy

Tracklist:

01. Lass Mich Fliegen
02. Die Dämonen In Mir
03. Kein Rock'n'roll
04. Das Hier Ist Ewig
05. Sink Oder Schwimm
06. Es Fühlt Sich Richtig An
07. Nichts Von Dem
08. Keine Angst
09. Tiefflieger
10. Steh Auf!
11. Ich Will Dich (Nie Wieder Sehen)
12. Abschied
13. Wenn Musik Da Ist
14. Seite An Seite
15. Lauter

Lineup:
Torben Höffgen – Vocals
Adrian Kühn – Guitars
Stefan Wirths – Bass
Henning Münch – Drums

Besten Dank an Gordeon Music zur Verfügungstellung des Albums

Beurteilung

Deutschrock boomt und erfährt durch das Comeback der BÖHSEN ONKELZ ein absolutes Rekordhoch. Es ist selbst unter Anhängern der Szene kein Geheimnis, wie viele billige Plagiate versuchen sich mit Schüttelreimen und drei Discount-Akkorden einen Namen zu machen. In dieser grauen Masse von Schwarz-Weiß-Kopien schafften es in den letzten Jahren eine Hand voll Bands tatsächlich einen eigenständigen Stil dieser Musik zu spielen und somit den Kopf dieser Musikrichtung zu bilden. Eben in diese Riege konnten sich neben BETONTOD, den KRAWALLBRÜDERN und TOXPACK meiner Ansicht nach bisher auch KÄRBHOLZ problemlos einordnen. Das dem noch immer so ist, versuchen die Jungs mit ihrem Album "Karma" nun endgültig klarzustellen. Wir haben für euch angetestet ob diese Rechnung aufgeht oder ohne den Wirt gemacht wurde.

Ich selbst höre KÄRHOLZ schon seit ihrem Album "Mit Leib und Seele". Besonders konnte mich damals der Mix aus deutschsprachiger Rockmusik, Hardcore und 78er Oi-Punk überzeugen. Die später eingeführte Genrebezeichnung "Countrycore" brachte mich zwar zum Schmunzeln, traf den Nagel aber eigentlich auf den Kopf. Auf dem letzten Album "Rastlos" wurde sich von den aggressiveren Elementen (grölender Gesang, ruppige Melodien sowie Kampfansagen gegen alles und jeden) jedoch beinahe vollständig verabschiedet. Sollte zu diesem Zeitpunkt noch etwas an Lebenswut übrig geblieben sein, so ist es 2015 gänzlich in seine atomaren Bestandteile zerfallen.

Textlich wird kaum noch provoziert ("Kein Rock'n'Roll" bildet hierbei eine angenehme Ausnahme): Stattdessen wird dem Hörer Mut gemacht und es wird das allgemeine Verständnis für den ganz normalen Menschen zelebriert. Ich komme mir fast ein wenig so vor, als säße ich in einer Gesprächsgruppe für nette Männer, die endlich einmal über ihre Gefühlswelt sprechen möchten, ohne hierbei schief von der Seite angeschielt zu werden. Vielleicht sind KÄRBHOLZ inzwischen doch zu einer Alternative für diejenigen geworden, die niemals zugeben können unter der Dusche GRÖNEMEYER und LINDENBERG mitzusingen.

Es tut mir Leid, wenn ich mir mit dieser Rezension etwas viel herausnehme. Tatsache ist, dass KÄRBHOLZ technisch nach wie vor mit den Größen der Szene mithalten können und einigen ihrer ähnlich bekannten Kollegen sogar einiges voraus haben. Auch lyrisch ist man weit davon entfernt, immer über genau dieselben Themen zu singen, was nun wirklich nicht von jedem Deutschrock-Vertreter behauptet werden kann. Trotz allem habe ich das Gefühl noch nicht alt (oder womöglich auch einfach reif) genug für dieses Album zu sein. Ich wünsche mir etwas mehr Energie, Unberechenbarkeit und einfach etwas mehr Feuer in Körperöffnungen, in denen es eigentlich nicht das geringste verloren hat. Vielleicht lasse ich die CD einfach nochmal ein viertel Jahrhundert liegen und wage dann einen weiteren Versuch.

Fazit: KÄRBHOLZ spielen grundsolide Musik für Liebhaber rockiger Songs mit deutschen Texten. Sowohl technisch als auch textlich beherrscht die Band ihr Handwerkszeug und wird somit auch zu Recht ihre Hörerschaft finden. Ich selbst weiß mit dem neuen Stil jedoch nur wenig anzufangen. Zu viel Gefühl und dafür zu wenig Pogo bringt es vermutlich auf den Punkt. Deshalb lade ich jetzt dieses Review online und gebe mir zum Ausgleich eine Runde TROOPERS und GUMLES.

Hardy für Lady-Metal.com