Markus Neuwirth - Der Knabe im Moor

Markus Neuwirth

Band: Markus Neuwirth

Album: Der Knabe im Moor

Label: Self-Released

Release Date: 28.07.2014

Genre: Ambient Metal

Rezensent: Hardy

Tracklist:
01. Part 1
02. Part 2
03. Part 3
04. Part 4
05. Part 5
06. Part6

Lineup:
Markus Neuwirth - Vocals, all Instruments

Besten Dank an Markus Neuwirth zur Verfügungstellung des Albums

Beurteilung

Oh Gott, oh Gott... Umzug, Prüfungsvorbereitung und Berge an Bürokratie sind tatsächlich bewältigt! Zwischenzeitlich zweifelte ich bereits daran, ob ich jemals wieder die Zeit finden werde bewusst Musik zu hören, geschweige denn ein Review zu schreiben. Aber diese Zeilen sind der Beweis: Meine Zweifel waren unberechtigt! Das erste Album mit dem ich mich nach der langen Abstinenz im tibetanischen Kloster des Berufslebens auseinandersetzen darf, ist das selbstveröffentlichte Werk von MARKUS NEUWIRTH, dem Gitarristen der Band EXIT SUN (das Review zu deren aktuellen EP ist übrigens hier zu finden: Opens internal link in current windowhttp://www.lady-metal.com/cd-reviews/exit-sun-welten.html.

Wie weiter oben zu lesen ist, habe ich als Genrebezeichnung für diese Musik "Ambient Metal" gewählt. Diese Zuschreibung trifft aber sicherlich nur auf einen Teil Spielzeit zu. Hiermit ist in erster Linie der Anfang des Albums gemeint. Es wird über eine lange Zeit völlig auf Gesangspassagen oder schwere Instrumental-Artillerie verzichtet. Stattdessen stecken Keyboardklänge einen ruhigen Rahmen ab, in welchen mit gezupfter Gitarre und schlichten Schlagzeugrhythmen eine pastellfarbene Naturimpression gemalt wird.

Mit "Part 3" nimmt der Verlauf der Platte eine unerwartete Wendung. Die folgenden Kompositionen bleiben zwar in Tempo und Stimmung ähnlich, lassen allerdings den Metal in den Vordergrund treten. So werden die Gitarrenriffs rauer, es finden sich gezielt eingesetzte Soli und Herr Neuwirth spricht, flüstert, faucht und keift was das Zeug hält. Gerade die zweite Hälfte von "Der Knabe im Moor" fällt durch die kruden Mischungen aus Blackmetal und Ambient, Sprechgesang und Geschrei oder eingängigen und sperrigen Melodien auf. Parallelen zu Bands wie DORNENREICH, ANGIZIA, WEIDENBAUM, EMPYRIUM oder WASSERMANNS FIEBERTRAUM (in diesem Fall sind Vergleiche der Vocals betreffend selbstverständlich zu vernachlässigen) sind deshalb nur schwer von der Hand zu weisen.

Während diese recht unterschiedlichen Elemente allesamt gut aufeinander abgestimmt sind, was für eine kohärente Komposition spricht, fällt der Sound noch negativ ins Gewicht. Als ich dem Album zunächst per Kopfhörer lauschte, konnte ich noch keine Unstimmigkeiten wahrnehmen. Beim Benutzen besserer Technik fällt jedoch sofort das Kratzen und Scheppern auf, welches gerade bei den ersten Songs (ohne harte Gitarrenklänge, die diesen Umstand bei den anderen Tracks zum Teil übertönen) noch stark ins Gewicht fällt. Desweiteren nehmen die Tiefen zum Teil einen derart großen Raum ein, dass der Sound in seiner Gesamtheit leicht unausgeglichen wirkt. Das ist sehr schade, da das Album seine tolle Atmosphäre mit einem stabilen Grundgerüst sicherlich noch weit besser hätte entfalten können.

Fazit: MARKUS NEUWIRTH hat mit seinem Debüt ein solides Werk vorgelegt, welches seine Hörerschaft sicherlich in der Schnittmenge zwischen Postmetal, Blackmetal und Ambient finden wird. Ich rate Fans dieses Spektrums ein Probehören auf Bandcamp, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Ich warte in der Zwischenzeit auf neues Material von EXIT SUN oder MARKUS NEUWIRTH und würde mich freuen, bald wieder etwas der süddeutschen Ausnahmemetaller zu hören.

Hardy für Lady-Metal.com