Nocte Obducta - Mogontiacum (Nachdem die Nacht herabgesunken)
Band: Nocte Obducta
Album: Mogontiacum - nachdem die Nacht herabgesunken
Label: MDD Records
Release Date: 08.07.2016
Genre: Post Black Metal
Rezensent: Hardy
Tracklist:
01. Am Ende des Sommers
02. Glückliche Kinder
03. Ein Ouzo auf den Nordwind
04. Lethe, Stein und See - Teil I
05. Löschkommando Walpurgisnacht
06. Desîhra Mogontiacum
07. Die Pfähler
08. Am Waldrand
09. Lethe, Stein und See - Teil II
10. Im Dunst am ewigen Grab der Sonne
Lineup:
Torsten - Vocals
Marcel - Guitars, Vocals
Stefan - Guitars, Vocals
Flange - Keyboard, Vocals
Heidig - Bass
Matze - Drums
Besten Dank an MDD Records zur Verfügungstellung des Albums
Beurteilung
Ich sitze hier mit einem Kaffee in meiner Hand, genieße das warme Gefühl auf meiner Haut und halte die Augen geschlossen. Eine gute Stunde vergeht, ehe ich die Augen wieder öffne, in die Küche gehe und den mittlerweile kalt gewordenen Inhalt meiner Tasse in die Spüle kippe. Was ist in der Zwischenzeit geschehen? Narkolepsie, Koma oder simple Tagschläferei? Nein, die Antwort lautet ganz einfach: NOCTE OBDUCTA!
Kaum eine deutsche Band aus dem progressiven Extremmetal-Bereich polarisierte in der Vergangenheit so stark, wie das Musiker-Kollektiv aus Mainz. Dieser Umstand lässt sich vermutlich nicht zuletzt auf deren Abwechslungsreichtum und Unberechenbarkeit zurückführen. So war bereits die rockige Instrumental-Platte "Sequenzen einer Wanderung" 2008 prädestiniert dafür, viele Metalheads als Zielgruppe kategorisch auszuschließen. Doch genug in Erinnerungen geschwelgt! Ihr wisst schließlich schon längst, dass es hier um die neue Scheibe "Mogontiacum" geht und fragt euch sicher, "Was kann das Ding eigentlich?"
"Mogontiacum" startet äußerst leichtfüßig, mit einem beinahe zehnminütigem Spiel der verschiedenen Instrumente. Es klingt fast, als sei man als Hörer zufällig in eine Proberaum-Jamsession geraten, während der wild improvisiert und immer wieder neues ausprobiert wird. Natürlich wird dieser ungewöhnliche Anfang einige Hörer zunächst einmal auf eine Geduldprobe stellen. Das Warten wird aber spätestens mit Song numero due belohnt. "Glückliche Kinder" glänzt mit allen Facetten, die NOCTE OBDUCTA seit ihrer Reanimation entwickelt haben. Dezente Keyboard-Klänge mischen sich mit Keifgesang und rockigen Gitarrenriffs, um dann durch eine chorale Männerstimme komplettiert zu werden. So darf das Album gerne weitergehen!
Insgesamt handelt es sich bei "Mogontiacum" um einen sehr experimentierfreudigen Langspieler. Immer wieder wechselt der Stil zwischen aggressivem Metal (Löschkommando Walpurgisnacht) und psychodelischen Rocknummern (Lethe, Stein und See). Trotz dieser Wechselhaftigkeit kann ich den Versprechungen des Labels nur bedingt zustimmen. So wirbt das Pressesheet damit, dass die Band wieder verstärkt auf alte Trademarks zurückgreift. Scheinbar stammen einige Songs sogar aus der Zeit vor der temporären Auszeit der Band. Der ganze Stil des Albums erinnert mit seinem psychodelischen Sound jedoch wesentlich stärken an "Umbriel" als an die beiden Nektar-Alben. Wem die jüngere Entwicklung der Band schon nicht zusagte, sollte sich deshalb vorsichtig an das neue Material heranwagen. Anders formuliert: Wem "Galgendämmerung" gefiel, wird "Mogontiacum" sicherlich nicht automatisch lieben. Allen Freunden der "neuen" NOCTE OBDUCTA kann ich "Mogontiacum" dafür aber wärmstens ans Herz legen.
Fazit: NOCTE OBDUCTA laden zum wiederholten Male zum Träumen ein. Komplexe Songstrukturen erschaffen die perfekte Untermalung, um sich einfach in seine eigene Gedankenverlorenheit fallen zu lassen. Im Gegensatz zum letzten Langspieler wird die Feder an mancher Stelle sogar wieder gegen den groben Knüppel getauscht. Insgesamt erinnern Sound und Produktion aber sehr stark an das Vorgängerwerk, weshalb niemand mit einer brachialen Blackmetal-Attacke rechnen sollte.
Hardy für Lady-Metal.com