Samstag, 18.08.2012
Am Samstag kroch man, für die Verhältnisse eines Festivals und den dadurch verbundenen Krach, erst relativ spät aus den Zelten. Die ersten Bands WHILE SHE SLEEPS, NIGHT IN GALES, BETONTOD (leider viel zu früh) und THE UNGUIDED führte man sich somit vom Camping Ground aus beim obligatorischen Grillfleisch zu Gemüte.
Die Strapazen der letzten Tage gingen somit auch an den Schreiberlingen nicht gänzlich vorüber und man hatte sich für diesen Tag weniger vorgenommen. TANZWUT waren somit der erste Live-Act, den man sich im bereits gut gefüllten Bühnenbereich ansah und -hörte. Die neue Bandbesetzung erfüllte ihr Soll derart überzeugend, dass man den verflossenen Mitgliedern keine Träne nachweinen muss. Eine schöne Mischung aus alten und neuen Stücken wurde kredenzt. Als Highlights stellten sich "Weiße Nächte" und "Meer" heraus. Von dort aus begaben wir uns direkt zur Camel Stage, um den im Vorfeld viel gepriesenen und ans Herz gelegten BEMBERS zu sehen. Dieser war anfangs sichtich überrascht von der großen Menschenmenge, die sich dort wegen ihm versammelt hatte. Jedoch fand der "Metal-Comedian" schnell zurück in die Spur und sorgte mit alltagsnahen, doch übertriebenen Stories über Polizisten, Neonazis, Penispumpen, Angela Merkel im Swingerclub und Anti-Aggressions-Training für einige Lacher. Highlight der 45 Minuten war natürlich die Geschichte von Kain Schwarzer. Hier kann man passend ein Zitat des Herren anbringen: "Da hast aber Glück gehabt, dass der Bembers on the road war!"
Nach fünf Jahren Abstinenz meldeten sich die Schweden NAGLFAR mit ihrem Album "Téras" zurück. Die Show war rau, intensiv und brachte auch die neuen Akzente ihres Schwarzmetalls nahezu perfektioniert auf die Bühne. Frontman Kristoffer Olivius mimte dazu passend den Oberbösewicht mit diabolischen Posen. Just zu diesem Zeitpunkt wurden einige musikfremde Besucher durch den Fotograben geführt und zeigten sich doch etwas verwundert über das Geschehen auf der Bühne. Absolut over the top war dann der Klassiker "I Am Vengeance". Anschließend hatte man die Qual der Wahl zwischen AUDREY HORNE im Partyzelt und UNLEASHED auf der Pain Stage. Somit begab es sich, dass man von beiden Formationen kleine Teile zu sehen bekam. So unterschiedlich diese zwei Gruppen auch sind, machten sie beide einen mehr als ordentlichen Job. Den Auftritt der ehemaligen Cavalera-Truppe SEPULTURA schaute man sich gemütlich, im Schatten des Biergartens, auf einer Leinwand an. Neben Krachern wie "Refuse/Resist" oder "Rattamahatta" konnten auch neue Songs wie "Kairos" problemlos bestehen. Irgendwie wirkten die Brasilianer ein wenig viruoser als noch beim letzten Stelldichein. Auch wenn sie musikalisch nie zu meinen Favoriten zählen werden, haben sie ihre Stellung im Metal-Sektor eindeutig zu recht!
Formidabel präsentierten sich ebenfalls die NITROGODS auf der Camel Stage. Mit Crowbar-Gedächtnis-Bart trat Sänger Claus "Oimel" Larcher auf die Bühne, um anschließend überraschend mit Rock'n'Roll der etwas härteren Gangart loszulegen. Die Hannoveraner hatten die Leute klar auf ihrer Seite und vor allem sprang die eigene Freude der Musiker auch auf das Publikum über. Markant, rotzig - einfach NITROGODS! Von den Herren wird man ganz sicher noch öfter etwas zu Hören bekommen. Der nächste besuchte Gig führte uns zu einer italienischen Formation, die eher im dunkel-romantischen, oder kurz gesagt Gothic-Metal-Bereich, angesiedelt ist: LACUNA COIL. Man versuchte immer wieder die Zuschauer mit einzubinden. Doch viele nutzten die Show wohl eher als kleine Verschnaufpause, was aber auch sehr gut funktionieren kann. Spielerisch waren die Herren und Dame jedoch auf voller Höhe und konnten vor allem mit den Hits "Heaven's A Lie" und "Spellbound" punkten. In ähnlichen Genre-Gewässern bewegen sich auch mittlerweile die Herren von PARADISE LOST. Vom neuesten Album noch nicht ganz überzeugt, wollte man sich das Ganze dann doch mal im Live-Format anhören. Es war heiß, verdammt heiß. Und das, obwohl der Feuerball sich schon fast gänzlich gesenkt hatte. Neben Klassikern ("One Second", "The Enemy") wurden auch neuere Stücke ("Tragic Idol", "Faith Divides Us - Death Unites Us") angestimmt. Leider hatte die Band sehr mit Technik und Sound zu kämpfen, wodurch sich die Songs nicht in ihrer ganzen Pracht entfalten konnten. Spätestens beim letzen Stück und Übersong "Say Just Words" waren aber auch diese Probleme zumindest für knappe vier Minuten vergessen.
Nach dem Jubiläumsjahr 2007 waren auch dieses Mal wieder OOMPH! mit von der Partie. Trotz allen Kritikern versammelt sich doch immer eine beachtliche Menge zu den Shows der Band beim Summer Breeze. Mit dem neuen Machwerk "Des Wahnsinns fette Beute" und komplett als Matrosen gekleidet zierte man sich an, die Pain Stage für sich zu gewinnen. Dazu taten Songs wie "Mein Schatz", "Träumst du", "Gott ist ein Popstar" oder "Augen auf" ihr übriges. Dazu widmete man z.B. "Bis der Spiegel zerbricht" Justin Bieber und allen Casting-Schwachmaten der Welt oder "Sandmann" Germany's Next Top Moppel Angy Merkel. Dank gab es auch an Rob Halford und Bronski Beat beim Titel "Kleinstadtboy". Ob das, mit Bierzelt-Schunkel-Gewand und Akkordeon versehene, "Seemannsrose" wirklich hätte sein müssen, kann man sich fragen. Spass hat es allenfalls gemacht. Und auch dieses Mal überzog man wieder die Spielzeit. Und wieder zettelte Frontmann Dero einen Chor im Publikum an. Dieses Mal mit Monty Python's "Always Look On The Bright Side Of Life".
Zur nächsten Band SHINING kann ich nicht viel sagen. Außer dass sie wohl etwas aus der Reihe fallen und der Fokus größtenteils auf Leader Niclas Kvarforth gerichtet ist. Für meinen Teil habe ich von einigen Festival-Besuchern fast gänzlich kritische Äußerungem zum Dargebotenen bekommen. Deshalb hat hier unsere Fotografin Nicole ein paar Worte für euch verfasst: "Angst, ihn in einer dunklen Gasse zu treffen, braucht ihr eher nicht haben. Ein Ritual wie dieses findet meist im Wald statt. Ansonsten sind wir uns noch nicht sicher, ob die Station der Psychiatrie Ausgang gewährt oder er sich davon gestohlen hat." Weiter ging es auf jeden Fall im Partyzelt mit einem, durch die Überlänge des Gigs von Shining, sichtlich angesäuerten Martin van Drunen und ASPHYX. Das Publikum war trotz diesen 15 Minuten nicht zu bremsen und verzieh bereitwillig. Fronter van Drunen stellte sich, trotz allem Todesblei und Ernsthaftigkeit, humorvoll als Roland Kaiser vor. Zudem war der Sänger sehr agil auf der Bühne und man könnte, fast wie bei einem Fußballer, die zurückgelegten Kilometer zählen. Neben "Scorbutics" und "M.S. Bismarck" gab es die deutsche Version von "Der Landser" zu hören. Den Abschluss bildete dass neunminütige Kultstück "The Rack".
Nachdem man noch kurz bei MAMBO KURT, dem (O-Ton) "einzigen Mann, der Slayer auf der Heimorgel spielt", vorbeigeschaut und sich teilweise gewundert und doch seinen Spaß hatte, vorbeischaute, begab man sich für ein kleines Altherren-Päuslein zum Zelt. Dort besann man sich darauf, dass die Orgel-Cover von "South of Heaven", "Killing In The Name Of" oder "Engel" doch gar nicht so schlecht seien. AMON AMARTH konnte man sich so von fern zu Gemüte führen und war sich sicher, dass die Band definitiv eine der besten Pyro-Shows dieses Festivals abgeliefert hat. Songs wie "Death In Fire", "Pursuit of Vikings", "Twilight Of The Thunder God" und "Guardians Of Asgaard" gehen einfach immer. Die Band gehört zu diesem Open Air, ohne Zweifel. Für den Abschluss durch KATATONIA begab man sich jedoch nochmal mit schweren Füßen zu den Bühnen. Und das hat sich gelohnt - aber wie! Jonas Renske war an diesem Abend in Topform. Ohne viele Worte führte er durch ein Set aus Titeln wie "Forsaker", "Liberation", "My Twin", "July" oder "Leaders". Jeder für sich ein Stück Tonkunst, dass einen weiter in eine Welt fernab vom Hier und Jetzt oder dem baldigen Ende dieser schönen Tage. Mit "Buildings" war dann auch ein neuer Song vom Album "Dead End Kings" in der Setlist vertreten. Im Anschluss daran gab es zum 15-jährigen Bestehen ein großartiges Feuerwerk, dass diese vier Tage für uns zu einem gelungenen Abschluss brachte. Während man im Partyzelt noch CIRCUS INSANE, ENTRAILS und HATESPHERE bestaunen könnte, führte es uns etwas wehmütig zum Zelt zurück.
Einig war man sich, dass schweißtreibende und sehr gelungene Tage hinter uns lagen. Tage mit vielen schönen, witzigen und auch verträumten Momenten. Am Sonntag machte man sich nach Abbau und standesgemäßer Verabschiedung auf den Weg zurück in die Heimat. Sicher ist nur eins: Dinkelsbühl, wir kommen wieder!
Chris für Lady-Metal.com