Anreise / Check In

Blick vom Badestrand nach FERROPOLIS

Es war der 21.06.2017, der längste Tag des Jahres. Sommeranfang. Und natürlich der erste Anreisetag zum WITH FULL FORCE Festival. Auch wir machten uns bereits am Mittwoch auf den Weg nach FERROPOLIS – der Stadt aus Eisen. Die neue Location des Force-Festivals und somit auch eine neue Zeitrechnung des „härtesten Ackers“ in deutschen Landen. 14:00 Uhr öffneten die Check In - Schalter für Presse und V.I.P.

Insgeheim befürchteten wir einen Mega-Stau auf der einzigen Zufahrtsstraße zum FULL FORCE ISLAND, der B107 - Verbindungsstraße zwischen Dessau und Gräfenhainichen. Doch nicht nur der Wettergott meinte es gut mit uns (26,5 Grad zeigte das Thermometer und die Klimaanlage lief auf Hochtouren) sondern auch die Straßen im Umfeld waren noch relativ staufrei. Vielleicht hatten wir einfach nur eine gute Zeit abgepasst, vielleicht, und das wäre die wesentlich schlechtere Variante, würden es dieses Jahr einfach nicht so viele Besucher wie sonst werden.

Ausschilderungen zum WFF suchte man vergeblich. Aber wirklich von Nöten war das auch nicht, musste man ins NAVI doch lediglich „Ferropolis“ eingeben. Sobald man sich dann dem Festivalgelände näherte, wies eine riesige Staubwolke den Weg. Spätestens als dann der Verkehr doch ein wenig zum Stocken kam, leiteten die Parkschilder zielsicher auf das gewünschte Camp. Anfänglich natürlich auf das BLUE CAMP, war das doch am nächsten am eigentlichen Festivalgelände. Eine Schlange von Autos, Wohnmobilen und gar einige undefinierbare Vehikel wälzten sich unaufhaltsam über die Wiesen und legten besagte staubige Glocke über das gesamte Gelände. Das ORANGE-CAMP wurde zu diesem frühen Zeitpunkt noch völlig ignoriert, denn gleichwohl ein Bus-Shuttle eingerichtet war, suchten die meisten Besucher doch eher die Nähe zu den Bühnen. So war es kaum verwunderlich, dass bereits in den Nachmittagsstunden die offizielle Meldung des WFF kam: „Das BLUE CAMP ist ab sofort voll belegt!“.

Vorbei an all den Camps hin zum V.I.P. Check In.

Naturgemäß gab es auch da keine langen Wartezeiten. Akkreditierung und Ausweis durchs Fensterchen gereicht und keine zwei Minuten später hielten wir Bändchen und Fotopass in den Händen. Und endlich, endlich, nach diversen schlechten Erfahrungen auf anderen Festivals, gab es auch wieder kompetente und freundliche Security, die uns den Weg zum V.I.P.-Camp beschreiben konnten. Der familiäre Charakter des WFF bezieht sich nicht nur auf die Besucher, sondern schließt Sicherheitspersonal ebenso mit ein, wie alle anderen Mitarbeiter des WFF.

Erste Stippvisite auf dem Camp, das zu dieser Zeit bis auf ein einsames Wohnmobil aber noch völlig leer war. Da wir bis zur Rückfahrt ins Hotel noch ein wenig Zeit hatten (ab einem bestimmten Alter zeltet man einfach nicht mehr – auch wenn wir dadurch das volle Festivalfeeling leider nicht erleben konnten) beschlossen wir uns noch ein wenig auf dem BLUE CAMP umzuschauen und vielleicht schon mal im Vorfeld das Infield zu inspizieren.

Zweiteres klappte dann allerdings nicht. Irgendwo im Programmheft hatten wir wohl gelesen, dass es bereits am Mittwoch eine Warm-Up-Party vor der METAL HAMMER STAGE geben sollte, aber zumindest am späten Nachmittag blieb uns trotz roter Bändchen der Zugang zum Infield versagt. Vielleicht ja später, aber solange wollten wir dann doch nicht warten. Also machten wir uns auf den Rückweg, nahmen noch einen Drink an einem der vielen Stände (die größtenteils schon geöffnet waren) und bewunderten die schier endlose Schlange, die sich mittlerweile auf dem BLUE CAMP vor der Bändchenausgabe gebildet hatte. Menschen über Menschen, die in der prallen Sonne geduldig warteten. Glücklicherweise befand sich in unmittelbarer Nähe der Ausgabe eine der kostenlosen Wasserstellen, die trotz der Hitze die Warterei erträglich machten.

Vorfreude

Camping / V.I.P.

Auch Pink mit Schmetterlingen und Enten geht ...

Mit Camps hatte das FULL FORCE nicht gespart. ORANGE-CAMP 1+2, YELLOW-CAMP, RED-CAMP, BLUE CAMP und erstmals auch ein GREEN-CAMP (wobei der Name hier Programm ist). Da keine Reservierungen (GREEN-CAMP ausgenommen) möglich waren lief es nach dem Motto: „Wer zuerst kommt, malt zuerst“. Wie bereits erwähnt, war das BLUE CAMP bereits am Mittwochnachmittag voll belegt. Kürzere Wege zum Festivalgelände und eigene Badestellen waren Argumente, denen sich kaum einer verweigern konnte. Ärgerlich für Wohnmobile, denn auf Grund zugangsbeschränkter Brücken, mussten diese wohl oder übel auf die unbeliebteren Camps ausweichen. Auf dem ORANGE-CAMP 2 herrschte allerdings auch am Donnerstagabend noch gähnende Leere.

Das WFF blieb seinem Motto treu und so durfte man, wie all die Jahre zuvor, auch in FERROPOLIS mit dem Auto aufs CAMP und direkt neben seinem Fahrzeug zelten. Zwar konnte man während des Festivals dann nicht mehr mit dem Kfz runter, aber wer will das schon?
Ausnahme das GEEN-CAMP: Hier waren Fahrzeuge, Wohnanhänger und Generatoren untersagt. Der Zweck war klar. Nachhaltigerer Umgang mit Ressourcen. Dafür gab es dann aber auch die kürzeste Distanz zum Festivalgelände, kostenloser WFF-FESTIVAL-SHUTTLE und eigene Badebuchten. Doch spätestens am Donnerstagnachmittag auch ein riesengroßes Problem. Aber dazu später mehr.

Auf Grund der besonderen Umstände und mangels Zeit konnten wir dieses Jahr kaum eines der Camps näher unter die Lupe nehmen. Wir werden das sicher im nächsten Jahr nachholen. Allerdings wurde in den sozialen Medien mit Kritik nicht gespart. Ungemähte Campingflächen (ORANGE-CAMP), auf denen Gras und Diesteln teilweise kniehoch gestanden haben, sind nicht gerade das, was man von einem Festival dieser Größenordnung erwartet. Auch die sanitären Einrichtungen sollen sich im Vergleich zu den letzten Jahren verschlechtert haben (Stichwort: Massenduschen!). Naja, und das leidige Thema Shuttlebus. Überfüllt! Also in Zukunft ein paar mehr Busse auf die Reise schicken!

Für uns unverständlich: Die häufige und harsche Kritik an den Security und Ordnern (unfreundlich, inkompetent). Wir persönlich haben da andere Erfahrungen gemacht, aber letztlich haben wir natürlich auch nicht mit jedem Einzelnen Kontakt gehabt.

Was positiv ins Auge fiel war, dass mehrere Catering-Stände rund um die Uhr 24 Stunden geöffnet waren (oder besser geöffnet sein sollten). Für das leibliche Wohl war zumindest auf dem BLUE-CAMP ausreichend gesorgt. Breakfast, Pizza, Kaffee, Bier … hier alles aufzuzählen würde wohl den Rahmen sprengen. Unseres Wissens nach gab es diese Versorgungsmeile allerdings nur auf dem BLUE-CAMP und das wohl auch nur aus dem Grund, weil der Fußweg zum eigentlichen Festivalgelände direkt daran vorbei führte. Die anderen Camps mussten voll auf Eigenversorgung setzen. Die obligatorischen Dixi’s waren natürlich auf jedem der Camps zu finden, ob die festen WC’s, Duschen und Wasserstellen tatsächlich ausreichend waren, wagen wir fast zu bezweifeln, müssen der Fairness halber aber zugeben, dass wir dies nicht objektiv beurteilen können.

Das V.I.P.-Camp unterschied sich nicht von den anderen Camps, bis auf die Tatsache, dass es noch einmal direkt am Eingang ein Catering (um Vorurteilen gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen, auch V.I.P. und Presse mussten ihre Speisen und Getränke selbst bezahlen), feste WC, Duschen und Wasserstellen gab. Und ja, das Bier war genau so schlecht wie überall. Vielleicht sollten sich die Veranstalter hier wirklich mal Gedanken machen. Natürlich kann man sich über Geschmack streiten, aber Alternativen zu dem allseits gehassten Braustolz sollten bitte unbedingt angeboten werden!!!

Der V.I.P.-Shuttle sorgte dafür, dass man nicht auf die offiziellen Bus-Shuttles angewiesen war. So konnte man schnell zwischen Camp und Festivalgelände pendeln, was in der einen oder anderen Situation auch von Nöten war.

Als wir gegen 14:00 Uhr unser Auto abgestellt hatten und mit diesem Shuttle zum eigentlichen Festivalgelände chauffiert worden waren, ging es uns zuerst um den V.I.P./Presse-Bereich, denn der würde ja die nächsten drei Tage unser Arbeitsplatz sein.

Wie in den Jahren zuvor, blieben uns auch hier einige Enttäuschungen nicht erspart. Denn auch zum XXIV. FORCE war weit und breit kein wirklicher Pressebereich zu sehen. Arbeitsplätze? Fehlanazeige! Stromanschlüsse? Fehlanzeige! Interviewkabinen? Fehlanzeige! WLAN mit Passwort gab es erst ab Freitag (zwischendurch war es dann auch mal wieder weg), war dann dafür aber schnell genug, um tatsächlich schon mal das eine oder andere Bild live online zu stellen. Wenn das WITH FULL FORCE auch weiter auf eine Live- bzw. zeitnahe Berichterstattung  verzichten mag, dann ist das okay. Wenn nicht, dann schafft unbedingt Arbeitsmöglichkeiten für die Presse!

Das V.I.P.-Zelt selbst war großzügig bemessen und stieß während des Festivals nie an die Grenzen seiner Kapazität. Getränkeversorgung zu Festivalpreisen inklusive. Es gab einen kleinen Außenbereich mit einem spektakulären Blick über den See und einen großzügigen V.I.P.-Tribünenbereich, der in FERROPOLIS nun endlich auch einen guten Blick auf die FeroX-STAGE gestattete. Zwar waren die Wege vom V.I.P.- / Pressebereich zu den Bühnen (BIG WHEEL STAGE ausgenommen) für die Fotografen etwas länger, aber das nahmen wir auf Grund der ansonsten guten Lage des Bereiches gerne in Kauf. Naja, ein kleiner Grill wäre dann noch schön gewesen.

Nun ist es aber Zeit, das Festivalgelände selbst genauer unter die Lupe zu nehmen …

Das V.I.P.-Zelt

Festivalareal

Beeindruckende Kulisse auf dem Festivalgelände

FERROPOLIS – Stadt aus Eisen. Auf einer Halbinsel inmitten eines ehemaligen Bergbaugebietes gelegen. Die Halden geflutet, der so entstandene See zum Baden geeignet. Spektakuläre Kulissen. Riesige Bagger mit Namen wie MAD MAX, BIG WHEEL, MOSQUITO, GEMINI oder MEDUSA. Ein Infield mit einer Kapazität  von 25‘000 Fans. Terrassen, die auch von 200 Meter Entfernung noch einen guten Blick auf die FeroX-Bühne ermöglichen. 4 Bühnen, Chillout Forest, Biergarten, Spielplatz für Groß und Klein, Badebuchten. Und trotzdem …
Man muss kein Prophet sein, um zu orakeln, dass die Force-Gemeinde sich schwer tut mit ihrem neuen zu Hause. Es wird wohl noch ein paar Jährchen dauern bis es von allen als die neue Location des WFF akzeptiert wird.

Zwei der schwerwiegendsten Gründe:
Den härtesten ACKER gibt es nicht mehr. Vor FeroX STAGE und Impericon HARDBOWL erwarten uns kahle Betonflächen statt, Wiese, Acker und Schlamm. Und …
Die Wege von den Camps zum Festivalgelände haben sich im Vergleich zu Roitzschjora um ein vielfaches verlängert, so dass man selbst vom nahegelegenen BLUE CAMP mindestens 20 Minuten Fußmarsch vor sich hatte.

Während Ersteres nicht zu ändern ist, suchte der Veranstalter nach Möglichkeiten wenigstens das zweite Manko zu entschärfen. Shuttlebusse hieß das Zauberwort. Nur leider hatte man sich mit der Kapazität wohl etwas vertan. Zumindest in den Stoßzeiten waren die Busse hoffnungslos überfüllt, was dann auch dazu führte, dass keine wirkliche Bändchenkontrolle mehr stattfand. Ärgerlich für alle, die brav ihre 5 Euro gezahlt hatten.   

Ein weiterer Negativeffekt: Man konnte mal nicht eben schnell ins Camp, um sich mit Essen und Trinken zu versorgen. Und das wurde ausgenutzt. Für uns einer der größten Negativ-Punkte des Festivals, dass im Widerspruch zu vorherigen Ankündigungen die Preise für Essen und Trinken doch teilweise ziemlich stark erhöht wurden. So macht man sich keine Freunde und der Eine oder Andere fühlt sich da (zu Recht) verarscht. Das Bier blieb zwar mit 3,50 Euro noch im humanen Festival-Bereich, was aber teilweise für Speisen und Mixgetränke aufgerufen wurde, lässt Böses für die Zukunft ahnen. Wenn das Schule macht, dann beginnt das Force-Festival sich gerade selbst sein eigenes Grab zu schaufeln. In Zeiten der Veränderung sollte man auch auf bewährte Konstanten setzen und humane Preise waren bisher immer ein verlässlicher Grund, das WFF zu besuchen.

Doch hier kann der Veranstalter gegensteuern, das alles sind noch keine Gründe, das Festival oder das Gelände schlecht zu reden. Gewöhnt man sich erstmal an den harten Betonboden (einige taten das ja bereits schlafend) bietet FERROPOLIS atemberaubende Aus- und Ansichten. Klar, man sollte beim Crowdsurfing einen Absturz vermeiden, das könnte schmerzhaft werden. Aber das  Festivalgelände ist insgesamt großzügig angelegt und bietet mit 4 Bühnen und diversen Chilloutmöglichkeiten auch mal Platz und Ruhe, um dem Metal-Ansturm zu entrinnen.

Die FOH‘s von FeroX STAGE und Impericon HARDBOWL standen ziemlich nah an den Bühnen und grenzten das Infield dadurch in ihrer Kapazität etwas ein, was sich bei den Besucherzahlen 2017 aber nicht negativ auswirkte. Ob und wie weit man diese (falls notwendig) noch nach hinten verlegen kann, wird die Zukunft zeigen. Auf jeden Fall sollte man rechtzeitig nach Alternativen suchen. Beide Bühnen waren nahezu als Parallel-Bühnen aufgebaut, so dass sie abwechselnd bespielt wurden. Das gab für Hardcore-Fans kurze Wege und so man wollte über 12 Stunden die volle Dröhnung METAL ohne Pause.
Dass dabei die METAL-HAMMER-Bühne (die ja immer gleichzeitig mit der FeroX bespielt wurde) etwas kurz kam, war für die Newcomer- und Voting-Bands nicht gerade glücklich. Allerdings würde uns da auf Anhieb auch keine Alternative einfallen. Ungewöhnlich an der METAL-HAMMER-Bühne: Ein Sand-Infield. Da bekommt der Moshpit schnell schwere Beine.

Die BIG WHEEL STAGE wurde nur Freitag und Samstag bespielt und befand sich in unmittelbarer Nähe der FeroX. Vielleicht die einzige Bühne, vor der sich bei entsprechendem Wetter überhaupt noch so etwas wie ein Acker bilden könnte. Insgesamt waren die Wege kurz gehalten und man konnte innerhalb von 5 Minuten jede der 4 Bühnen erreichen. Und so man zwischendrin Zeit und Geld hatte, konnte man sich auch noch auf den Wegen versorgen. Pizza, Bratwurst, Wild, Pasta, Raclette, Döner, Spätzle, Asia, Eis  …. und noch so einiges mehr. Die Bänke und Tische vor der kulinarischen Meile waren stets gut besucht, lange Schlangen dagegen bildeten sich eher selten. Dazu Bier, Mixgetränke, Bowle, Softdrinks etc. Für etwas Verwunderung sorgte, dass man diverse alkoholfreie Getränke nicht einzeln kaufen konnte (Bitter Lemon, Ginger Ale etc.), da diese lediglich für Mixgetränke gedacht waren. Und Sprite nur für Radler. Hä? Da besteht Handlungsbedarf.

Dazu das WFF-eigene Merchandise, EMP, Impericon und noch einige Händler. Das Händlerangebot an sich hätte man sicher noch etwas facettenreicher gestalten können, insgesamt wirkte das Angebot von Händlern, Speisen und Getränken aber sehr ausgewogen und der Besucherzahl angepasst. Und mal 5 Minuten irgendwo anstehen, kann ja nun nicht wirklich das Problem sein, zumal man seinen Flüssigkeitshaushalt ja auch auf dem Infield vor FeroX und Impericon HARDBOWL auffüllen konnte.

Bei den sanitären Anlagen setzte der Veranstalter diesmal auf professionellere WC-Wagen. Gute Idee, auch wenn ein paar DIXI’s zusätzlich für Entlastung gesorgt hätten. Und mal ehrlich, welcher hartgesottene Festivalbesucher kann nicht mit einem DIXI umgehen? Besser als ewig vor der professionelleren Toilette anstehen ist es allemal.

Insgesamt bietet das Festivalareal eine Menge Möglichkeiten und die Kulisse passt zu einem Metal-Festival wie die Faust aufs Auge (sehen wir mal von dem Beton vor FeroX und Impericon HARDBOWL ab). Wir glauben nicht, dass die Veranstalter mit FERROPOLIS eine schlechte Wahl getroffen haben und sind davon überzeugt, dass mit der Zeit auch die FORCE-Gemeinde ihre neue Heimat ins Herz schließen wird.

FeroX STAGE mit Infield

Running Order

Donnerstag

AVATAR - die einzige Band, die uns Donnerstag vor die Linse gekommen ist.

Als wir am Donnerstagmorgen vom Hotel aufs Festivalgelände fuhren, konnten wir noch nicht ahnen was uns an diesem ersten offiziellen Festivaltag erwarten sollte. Die Sonne schien, es war warm. Leichte Windböen sorgten für etwas Abkühlung. Alles deutete auf einen perfekten Tag hin.

Die Zufahrtstraßen waren frei von Verkehrsstörungen und auf dem ORANGE CAMP 2 herrschte noch immer gähnende Leere. Das würde sich nun auch nicht mehr ändern, denn die paar Nachzügler die jetzt noch zum WFF fuhren, würden wohl kaum ein gesamtes Camp füllen. Ein einsamer Strahler und verloren wirkende DIXIs … mehr war auf der riesigen Fläche nicht zu erkennen.
Die Zufahrt ins V.I.P.-Camp verlief ohne Probleme und auch der Shuttle stand schon bereit. Dann mal los.

Wir hatten uns entschieden den Tag auf der FeroX STAGE mit AVATAR zu beginnen. Natürlich war es bei vier Bühnen und einem Zeitplan von 13:00 Uhr bis zum nächsten Morgen 04:00 Uhr nicht möglich alle Bands zu sehen und zu fotografieren. Also mussten wir Kompromisse eingehen. Dem einen mag unsere Auswahl gefallen, dem anderen nicht. Es jedem Recht zu machen hat noch nie funktioniert. Dass insgesamt aber die NEWCOMER- und VOTING-Bands auf der METAL HAMMER BÜHNE sehr kurz kamen, tut uns auch ein wenig leid.

Auf dem Weg zur FeroX kamen wir an der Impericon HARDBOWL vorbei, auf der COUNTERFEIT das Festival eröffneten. Immerhin, es war noch nicht einmal 14:00 Uhr und das Infield vor der Impericon STAGE schon fast zu 50% gefüllt.

Mit einem misstrauischen Blick musterten wir derweil den Fotograben der FeroX STAGE. Direkt vor der Bühne hatten sich auf ihren eigenen Plattformen wieder die Kameraleute vom ROCKPALAST breit gemacht. Dass dabei immer noch ein Fotograf von METAL HAMMER mit auf den Plateaus herumturnte machte es auch nicht besser. Und da, wo für den gemeinen Fotografen noch Platz gewesen wäre, türmten sich vor der Bühne Lautsprecherboxen. Alles andere als ideale Bedingungen für gute Fotos. Doch ganz so schlimm wie es auf den ersten Blick aussah, war es dann doch nicht. Obgleich. Für körperlich kleinere Fotografen stellte das schon eine riesige Herausforderung dar. Aus eigener Erfahrung können wir sagen, dass man mit einer Körpergröße von 189 cm noch ganz gut zurechtkam.

Pünktlich um 14:05 Uhr entjungferten dann AVATAR die FeroX STAGE. Was wir zunächst einmal nur mit einem „Uff“ quittieren konnten. Ein megatrockener Sound wabbelte uns da um die Ohren. Sicherlich geschuldet dem vielen Beton. Hier sollten die Tontechniker dringendst nachregeln. Da es im Verlauf des Festivals auch nicht viel besser wurde, sollte für nächstes Jahr unbedingt ein vernünftiger Vorab-Soundcheck in Erwägung gezogen werden.

Die schwedische Melodic-Death-Metal Band lieferten – geschminkt wie immer – eine ordentliche Show ab. Sänger Johannes Eckerström kommunizierte mehr als einmal mit seinem Publikum in Deutsch, was sich mitunter recht putzig anhörte. Aber irgendwie passte es zur Show. Die 2001 gegründete Band, die mit ihrem aktuellen Album „Feathers & Flesh“ erstmals auch die amerikanischen Billboard-Charts knackten, konnten das Infield vor der Stage zwar nicht wirklich voll machen, aber gute Laune verbreiteten sie allemal.

Als um 14:40 Uhr WOLF DOWN auf der Impericon STAGE die zweite Runde einläutete war es dort schon etwas voller und - wir wollten unseren Augen kaum trauen – es gab auch schon den ersten zaghaften Moshpit. Wir begaben uns aber erst mal ins V.I.P.-Zelt, um uns zu sortieren und einen heimlichen Blick ins den Backstage zu werfen. Eigener Badestrand, Jägermeisterstand, Fitnessstudio im Freien … hmmm, nicht schlecht.  Mehr konnten wir aber auch nicht erkennen.

THE BLACK DAHLIA MURDER standen als nächstes auf unserem Programm. Während wir warteten beäugten wie immer wieder misstrauisch die herannahenden Wolken.

15:00 Uhr. Der Himmel zieht sich immer mehr zu. Eine schwarze Wolkenwand bedroht unheilvoll das Gelände. Der Wind frischt auf und erreicht in Böen schon fast Sturmstärke. Und dann die befürchtete Nachricht: UNWETTERWARNUNG! Was erst einmal hieß: Gelände räumen! Offizielle Mitteilung des Veranstalters: Alle Acts werden nachgeholt, die Runnig Order wird also lediglich nach hinten verschoben.

Und so begann das Chaos des ersten WFF-Festivaltages in FERROLPOLIS. Wir hatten gerade noch Zeit unsere Kameras halbwegs wasserdicht zu verpacken, als wir auch schon von hektischen Ordnern zu den Ausgängen gedrängt wurden. Noch nicht einmal die Hälfte des Weges war geschafft, als die Böen die Intensität kleiner Orkane erreichten. Staub wirbelte auf und schränkte die Sicht ein, Planen zerrten an ihren Verankerungen und so man sich gegen den Wind kämpfen musste, bekam man kaum noch Luft. Hektische Betriebsamkeit überall. Merchandise-Stände versuchten zu retten, was noch zu retten war, Cateringunternehmen verbarrikadierten ihre Stände um den Wetterunbilden zu trotzen. Und dann, von einer Sekunde auf die andere, öffnete der Himmel seine Schleusen und lies eine Sturzflut an Wassermassen auf uns herabregnen. Keine Minute und wir waren völlig durchnässt. Ungläubig blickten wir uns um. Doch es half nichts, wir mussten weiter. Security mahnten zur Eile. Runter vom Gelände, so schnell wie möglich. Erste Blitze zeichneten ihre grellen Spuren am Himmel. Donner, scheinbar noch weit weg.

Der V.I.P.-Ausgang war schon nicht mehr zu benutzen (auch diese war von einem Zelt überdacht gewesen), also weiter zum Hauptausgang. Regen, Sturm, Staub, Blitze, Donner … statt APOCALYTICA gab es die Apokalypse. Durch eine glückliche Fügung stand unmittelbar neben dem Ausgang ein V.I.P.-Shuttle bereit. Nichts wie rein und so schnell als möglich ins Camp zu unserem eigenen Auto. Völlig durchnässt und frierend ließen wir uns erschöpft in die Sitze fallen. Erstes Resümee. Die Fototechnik war gerettet. Klamotten zum Wechseln? Fehlanzeige. Das würde uns wohl nicht noch einmal passieren. Irgendwo unterwegs hatten wir einen Funkspruch aufgeschnappt: „Das Gelände bleibt mindestens eine Stunde geschlossen“. Eine Stunde? Skeptisch beäugten wir den Himmel. Das wird nichts. Kurze Zeit später hieß es dann auch schon mindestens drei Stunden …

Was noch? Durch die Evakuierung waren die normalen Shuttle-Busse völlig überlastet. Riesige Menschentrauben hatten sich an den Haltestellen gebildet. Die Besucher des WFF wurden hier von den Veranstaltern sprichwörtlich im Regen stehen gelassen. Ein Krisenmanagement für eine Evakuierung war wohl nicht vorgesehen. Keine Reservebusse für einen Notfall – da muss dringend dran gearbeitet werden. Auch die Aufforderung via sozialer Medien und von den Ordnern, die Autos aufzusuchen, hatte etwas Zweischneidiges. Denn bekanntlich waren auf dem GREEN CAMP ja Autos verboten. Die Möglichkeit Platz im eigenen Auto für andere Festivalbesucher zu schaffen in allen Ehren, aber zumindest für das GREEN CAMP hätte man schon im Vorfeld Notunterkünfte in Petto haben sollen. Wie auch immer. Was geschehen ist, ist geschehen und soweit uns bekannt, ist niemand ernstlich zu Schaden gekommen. Das ist zunächst das Allerwichtigste. Und nun begann das große Warten ….

Missmutig starrten wir durch die regennassen Scheiben. Die graue feuchte Welt bot nur Abwechslung, wenn wieder einmal eine Zeltplane durch die Luft segelte. Der Rest der Zelte lag als Gestänge, gleich gefallenen Skeletten auf dem nassen Boden. Gut gemeinte Versuche die Zelte wieder aufzubauen, scheiterten zu diesem Zeitpunkt kläglich. DIXIs lagen verstreut in der Gegend herum.

17:00 Uhr. Das Wetter hatte sich etwas beruhigt. Leichter Nieselregen, erträglicher Wind. Zum Glück hatte es sich nicht allzu sehr abgekühlt, so dass wir trotz nasser Klamotten nicht erfroren. Eine Zigarette, vor dem Auto. Informationen? Fehlanzeige. Vielleicht mal den Security fragen? Auch der hatte keine Antworten.

17:30 Uhr. Nichts Neues. Schwarze Wolken umkreisten noch immer das Terrain. Facebook … vielleicht stand da ja was. Handy raus. Keine ausreichende Internetverbindung. Ritualtänze, das Handy mal in die eine, mal in die andere Richtung haltend, brachten nichts. Offline.

18:00 Uhr. Hunger, der Magen meldet sich mit Macht. Der Catering-Stand vor dem V.I.P.-Camp war noch immer geschlossen. Dabei sah er doch stabil genug aus, um den jetzt eher lauen Lüftchen bequem Stand halten zu können. Na ja, dann eben mit dem Auto ins nahe gelegene Gräfenhainichen. Irgendein Supermarkt würde wohl zu finden sein. Aber ach, wieder Fehlanzeige! „Es besteht immer noch die Unwetterwarnung“, erklärt uns ein freundlicher lächelnder Sicherheitsmann. „Wir dürfen keine Autos aufs oder vom Gelände lassen!“
Hmmm, also wir sagen mal so; dass man keine Kfz auf das Gelände lässt mag durchaus nachvollziehbar sein. Aber warum um alles in der Welt lässt man uns nicht runter? Zum Diskutieren fehlte uns die Muse, also wieder zurück ins Camp.  

18:30 Uhr. Keiner weiß was, alles spekuliert. Vielleicht haben ja die Fressbuden auf dem BLUE CAMP mittlerweile wieder geöffnet. Zu Fuß über die Brücke und nachgeschaut. Alles geschlossen. Schlimmer noch, der Pizzabäcker hat Unmengen an Pizzastücken auf den Warmhalteplatten, die man durch die halb geöffneten Läden sehen konnte. Aber er darf uns nichts verkaufen, so lange die Unwetterwarnung nicht aufgehoben ist, erklärt er uns sichtlich genervt. Warum? Keine Ahnung.

19:00 Uhr. Freunde retteten uns vor dem kurz bevorstehenden Hungertod. Das Wetter hatte sich mittlerweile so weit beruhigt, dass man guter Hoffnung sein konnte, dass es doch noch weiter gehen könnte. Gleichwohl, die Gewitterfront selbst hatte sich noch lange nicht verzogen. Informationen? Fehlanzeige!

19:27 Uhr. Security laufen über das Camp und verkünden lauthals den Re-Start des Festivals. 19:30 Uhr geht es weiter. Ungläubige Blicke auf die Uhr. In drei Minuten? Wer soll das schaffen? Und vor allen, wie geht es weiter? Wenn man das gesamte Line-UP spielen lassen wöllte, wäre man um 08:00 Uhr morgens noch nicht mit der Knüppelnacht durch. Wieder nur ein Schulterzucken als Antwort. Dann also auf ins Unbekannte …

Zurück auf dem Festivalgelände war eines sofort klar. Mit dem ursprünglichen Line-Up würde es nicht weitergehen. Auf der Impericon HARDBOWL hing der Backdrop von DEEZ NUTS. Zwei Bands waren also schon mal ausgefallen. Auf der FeroX STAGE wurde noch fleißig gebastelt, wer da als nächstes spielen würde, war noch nicht zu erkennen. Vielleicht gab es im Pressezelt ja Aufklärung.

Doch wieder Fehlanzeige. Statt Informationen gab es Gerüchte. „Es geht mit SEPULTURA weiter“, war das eine. Dementi: „SEPULTURA spielt ganz zum Schluss, nach APOCALYPTICA“, das Andere. Aha.
Mittlerweile gab es auf der FeroX zumindest eines zu sehen. Die Planen links und rechts der Bühne wurden heruntergenommen, um dem Unwetter quasi den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dass die Bühnenarbeiter dabei ohne Sicherungsseil auf dem Gerüst herumturnten, war schon sehr abenteuerlich anzuschauen.

Auf der Impericon HARDBOWL ging es derweil wieder zur Sache. DEEZ NUTS spielten ihre Show vor fast vollem Infield. Da im Anschluss daran wieder die FeroX bespielt werden würde, begaben wir uns also schon mal nach unten. Zumindest die Backline war jetzt zu erkennen, die konnte nur zu AIRBOURNE gehören. Offiziell noch immer keine Informationen. Das zumindest war eine äußerst schwache Vorstellung des Veranstalters. Denn der musste ja längst wissen wie es weiter geht. Neue Gerüchte machten die Runde: „Das Unwetter hat die Technik zerlegt“. Toll.
Zwischendrin entdeckte der Pyrotechniker wohl seinen Spieltrieb und ließ immer mal wieder kleinere Feuersäulen vom BIG WHEEL Bagger gen Himmel steigen. Aber auch die brachten keine Aufklärung.

Endlich, endlich, nach gefühlten Stunden an Unwissenheit und Warterei erschien eine neue Running Order auf dem Screen neben der FeroX STAGE. Die allerdings war des Windes wegen ebenfalls herabgelassen, so dass man sich schon die Mühe machen musste auf die entsprechende Seite des Infield zu laufen, um überhaupt was erkennen zu können. Währenddessen wurden die Amps auf der Bühne eingeschaltet. Kurzes Zwischenspiel. AC/DC. Vom Band. Natürlich vom Band.
Mit AIRBOURNE sollte es also weiter gehen, danach TOXPACK auf der Impericon. Tatsächlich wurde SEPULTURA ganz nach hinten verlegt. Doch schon auf dem Weg zurück geschah das Unfassbare. Die Amps wurden wieder ausgeschaltet.

21:00 Uhr kam die Horrormeldung. Erneute Unwetterwarnung. Komplettabsage des ersten Tages. Schlimmer hätte es das WFF im ersten Jahr der FERROPOLIS-Zeitrechnung nicht treffen können.

Erneute Räumung des Geländes (diesmal etwas geordneter) und allenthalben viel Verständnis. Natürlich kann der Veranstalter nichts fürs Wetter, und natürlich geht die Sicherheit der Festivalbesucher vor. Und das Wetter der Location FERROPOLIS zuschreiben zu wollen, ist schon nahezu absurd. Die Hardcore-Fans nahmen es gelassen und feierten in ihren Camps ihre eigenen Partys. Und die, die das Durchhaltevermögen hatten, konnten feststellen, dass sich das Unwetter tatsächlich erst 06:00 Uhr morgens komplett verzogen hatte.

Nach der ersten Unwetterwarnung fragten sich alle, wie es wohl weiter gehen würde ...

Freitag

KNORKATOR - für uns der beste Act des Tages

Noch immer war es windig, aber von Gewitterwolken war weit und breit nichts mehr zu sehen. Zwischen ein paar Quellwolken lugte immer wieder die Sonne hervor und endlich sollte das FULL FORCE Festival nach den Wetterkapriolen des Vortages richtig in Gang kommen. Zwar waren die Planen links und rechts der FeroX STAGE noch immer abgenommen (so ein blankes Gerüst ist nun mal kein schöner Anblick), aber das waren wohl eher Vorsichtsmaßnahmen.

Für uns begann der Tag mit WALKING DEAD ON BROADWAY, ein Leipziger Deathcore-Band. Noch tat sich die FORCE-Gemeinde etwas schwer, es war ja für den echten Festivalbesucher auch noch unchristlich früh. Gerade mal 15:00 Uhr. Trotzdem war das Infield bis zu den Wellenbrechern schon relativ gut gefüllt und nach Aufforderung begann man dann schon wieder mit den Bewegungsübungen. Erster kleiner Moshpit mit Circle Pit.

Auch die in Los Angeles beheimatete Emo-Metalcore-Band BAD OMENS (15:40 Uhr – Impericon HARDBOWL) schafften es noch nicht, den Laden voll zu kriegen. Dabei hätte man doch meinen sollen, dass bei den smarten Jünglingen die Damen reihenweise in Ohnmacht fallen. Musikalisch wussten BAD OMENS mit ihrem Metalcore durchaus zu überzeugen und sie werden wohl nicht mehr lange „nur“ ein Geheimtipp der Szene bleiben.

Kurz einen Drink an der Bar im Presse-/V.I.P.-Zelt und siehe da, es gab WLAN mit Passwort. Spät aber immerhin. Dass man auf den TV im Zelt, den es in Roitzschjora immer gab, verzichten musste, sehen wir als nicht so tragisch, auch wenn es sehr entspannend war, den einen oder anderen Act einfach mal im Sitzen vor dem Screen verfolgen zu können.

Auf dem Weg zu CALLEJON kamen wir dann auch schon wieder ins Schwitzen. Aber es war nicht die schwüle Hitze des Vortages, die Unwettern vorhereilt, sondern es war einfach nur sommerlich warm. Das Infield war wieder nur zu 50% gefüllt, doch kannten die Düsseldorfer auf der FeroX STAGE keine Gnade. Metalcore – und dazu wurde gefälligst gehüpft und gesungen! Die ersten Crowdsurfer machten sich auf dem Weg, tunlichst darauf achtend, nicht abzustürzen. Beton ist kein Acker, und ein unkontrollierter Sturz kann da schon etwas schmerzhafter sein.
Allerdings wurde es dann zwischendurch auch wieder etwas ruhiger, denn CALLEJON streute gar so etwas wie eine Ballade ein. Aber das ist man von dem neuen Album „Fandigo“ ja schon gewohnt.

Bevor es weiter zu TANZWUT geht, kurze Zwischenstation bei der „Fressmeile“. Preise überteuert, Qualität naja. Eine Ausnahme gab es. Das „Eis wie Schnee“ war echt lecker. Aber auch hier … 04,00 EURO für ein kleines Becherchen Eis. Das geht eigentlich gar nicht!
Das Festivalgelände wurde jetzt gegen 16:45 Uhr merklich voller. Die letzten Partygänger hatten sich wohl endlich aus ihren Zelten gequält und trotzten dem grellen Licht mit Sonnenbrillen in allen Varianten und Farben. Statt Kaffee gab es ein kleines Bierchen zum verspäteten Frühstück und die Welt schien wieder in Ordnung. *Prost*

TANZWUT brachte dann erstmals mittelalterliche Klänge verpackt in gängigen Rock nach FERROPOLIS. 17:05 Uhr – BIG WHEEL STAGE. Diese vierte Bühne feierte ebenfalls Premiere auf dem WITH FULL FORCE und wurde gut 75 Minuten vorher von VAL SINESTRA eingeweiht.
Mittelalterrock auf einem Metal-Festival? Das hört sich auch erst einmal ungewöhnlich an. Aber die Erfahrungen anderer Festivals zeigen, dass Variationen in den musikalischen Stilrichtungen vom Publikum durchaus akzeptiert und gemocht werden. Solange insgesamt der Metal im Vordergrund steht, kein Problem. So war es auch nicht verwunderlich, dass sich das Infield vor der BIG WHEEL STAGE nur langsam füllte. TANZWUT machten das einzig Richtige und setzten gleich einmal drei ihrer größten Hits an den Anfang der Set List. Damit war das Eis gebrochen und die Mittelalterparty konnte beginnen.
Für nicht weniger Stimmung sorgten derweil gleichzeitig „SWISS & DIE ANDEREN“ auf der Impericon HARDBOWL. Gerne hätten wir auch da noch einmal vorbeigeschaut, aber das ging nun leider nicht. 17:45 Uhr FeroX STAGE war bei uns ganz dick angestrichen.

„Wollt ihr jetzt die Boygroup KNORKATOR sehen?“, hallte es pünktlich aus den Lautsprechern. Ein Gejohle beantwortete die nicht ganz ernst gemeinte Frage. Denn jetzt, so kurz vor sechs, war das Infield vor der FeroX das erste mal so richtig voll. Leider hatte auch die Berliner „meiste Band der Welt“ nur 45 Minuten Bühnenzeit, und so konnten sie nicht ihre komplette Show spielen. Aber die Mannen um „Stumpen“ und „Alf Ator“ – mittlerweile auch schon Dauergäste auf dem WFF – ließen keinen Zweifel daran, dass man auch in der Hälfte der normalen Spielzeit mal so richtig einen drauf machen kann. „Die alte Frau“, Basti Baur hatte zunächst erstmal Probleme mit seiner Gitarre, bis Stumpen auf die rettende Idee kam „Basti, du musst einfach nur ein Kabel verwenden.“ Na bitte, geht doch.
Da Jen Majura nach ihrem Wechsel zu EVANESCENCE nunmehr als Gastmusikerin kaum noch zur Verfügung steht, schaute man sich nach Ersatz um. Gefunden hat man ihn schnell. Und damit auch jeder, der bei der Vorstellung des kleinen Mannes nicht zugehört hatte, wusste um wem es sich handelt, trug er ein Shirt mit dem Aufdruck: „Sohn des Stumpen. TEO“.
TEO hatte wohl noch ein wenig mit seiner Courage zu kämpfen, immerhin harrten tausende Metal-Fans, seiner Einlage. So kamen dann seine Textzeilen: „Ich bin der Boss. Halt die Fresse“ auch eher zögerlich über die Lippen. Aber das wird schon noch. Seine Aufforderung nach „Applaus“ hatte zumindest schon mal eine gewisse Durchschlagskraft.
Einlagen von Alf Ator „Böse“ (passend zum Shirt im Publikum: „Nur böse Leute machen gute Musik“) gehörten ebenso dazu, wie die Fast-Nacktheit und das Umherspringen von Stumpen der gar versuchte im Kopfstand mit den Füßen Keyboard zu spielen. Da allerdings selbst für den schmerzerprobten Stumpen die selbstmörderischen Sprünge von der Bühne auf der FeroX nicht zu bewältigen waren, musste er wohl oder übel mit einem Feuerrad Vorlieb nehmen, in das er sich todesmutig stürzte. Es wurde gefeiert bis zum bitteren Ende („Wir müssen alle Sterben“) und so es möglich gewesen wäre, auch darüber hinaus. „Zugabe“-Rufe hört man tatsächlich selten beim WFF.

KVELERTAK sorgte hernach auf der BIG WHEEL STAGE für unglaubliche Power. Soviel Druck, wie der, der bei den Norwegern mit ihrem Black‘n Roll von der Bühne kam, hatten wir auf dem FORCE-Festival bisher noch nicht erlebt. Drei Ausrufezeichen!!!

Mittlerweile hatte sich der Wind so weit gelegt, das die Planen an der FeroX STAGE wieder angebracht werden konnten, und als gegen 19:15 Uhr MINISTRY die Bühne betraten, gab es endlich auch wieder eine standesgemäße Totale. Die „wichtigste Industrial-Metal-Band des Planeten“ ballerten mit voller Härte ihr exzentrisches Gesamtkunstwerk in die Massen. Dabei hatten sie aber sichtlich mit den melodisch angehauchten Fans zu kämpfen, die sich gegen Ende des Acts schon scharenweise Richtung Impericon HARDBOWL zu ADEPT verabschiedeten, die dort um 20:00 Uhr ihren Metalcore zelebrieren würden. Auch die Pyrotechniker waren wieder zum Leben erwacht. Leider war es uns nicht möglich, in den gelegentlichen Flammensäulen vom BIG WHELL irgendein System zu erkennen. Also hofften wir auf eine Pyro-Show beim Headliner des Abends „IN FLAMES“. Vielleicht waren es ja doch nur Feuerproben … sozusagen.

Zwischendurch mal schnell zur Toilette (die zu diesem Zeitpunkt immer noch erstaunlich sauber war – klarer Pluspunkt), schnell mal bei Equilibrium vorbeigeschaut, die ja nun auch ohne Jen spielen müssen aber mit Marcus „Makki“ Solvalt einen adäquaten Ersatz gefunden haben und dann zurück an die FeroX STAGE. Dort hatten sich für 20:45 Uhr DROPKICK MURPHYS angesagt.

Irish-Folk, gemixt mit etwas Punkrock, Rock und Hardcore Punk. Das ganze gerührt und geschüttelt in Boston. Eine eher ungewöhnliche Mischung. Dass sie funktioniert hat die Band in ihrer über 20-jährigen Geschichte oft genug unter Beweis gestellt und sie sind spätestens seit ihren Auftritten bei „Rock am Ring“ und „Rock im Park“ 2012 auch in Europa ein Begriff. Stars wie Bruce Springsteen und NOFX huldigen ihnen, entsprechend hoch waren unsere Erwartungen.
Leider konnten die Amerikaner diese nicht ganz erfüllen. Ein emotionales Feuerwerk konnte DROPKICK MURPHYS auf der Bühne nicht entfachen. Sie spielten solide, aber eben auch etwas zu routiniert. Die meisten Zuschauer sahen das wohl anders, denn im Infield wurde gefeiert. Das ging gar so weit, dass die Fotografen den Graben früher verlassen mussten, da einfach zu viele Crowdsurfer unterwegs waren und es zu eng wurde, um im Fotograben noch die Sicherheit zu gewähren.

Bevor dann der Headliner des Abends IN FLAMES um 22:45 Uhr die FeroX STAGE betreten sollte, machten wir noch einen letzten Abstecher zur BIG WHEEL STAGE. Ein Abtauchen in die bleischwere, verzweifelte Dunkelheit unter unserem Dasein. TRIPTYKON aus der Schweiz nahm uns mit auf eine tiefschwarze Reise. Leider verbot sich bei einem derartigen tödlichen Malmen fast jegliche Bühnenbeleuchtung  von selbst, so dass es mit Fotos etwas schwierig werden wird. Aber wir werden sehen, was wir machen können.

Zurück aus den Abgründen unserer Seele hin zu IN FLAMES. Das Publikum wirkte gegen 23:00 Uhr schon etwas müde, was verwunderte, fiel doch der erste Festivaltag fast komplett ins Wasser. Die Metalcore-Wegbereiter aus Schweden lieferten eine gute Show ab. Aber um die Frage ein letztes mal zu stellen: Sind sie tatsächlich der Mega-Headliner, den man auf Festivals dieser Größenordnung erwartet? Dass es mit dem 4. Headliner nicht geklappt hat, ist das Eine. Aber auch bei IN FLAMES verpasste der Veranstalter letztlich noch eine große Chance. Hätte man nämlich die Pyrotechnik, welche auf dem BIG WHEEL Bagger installiert war, mit der Show gekoppelt, wäre auch so noch eine spektakuläre Headliner-Show möglich gewesen. Dass die Death Metaler und Erfinder des berühmten Göteborg-Sounds musikalisch über alle Zweifel erhaben sind, steht außer Frage. Auch die Light-Show auf der Bühne konnte sich durchaus sehen lassen. Trotzdem. Einen richtigen Moshpit mit Circle Pit, gab es erst nach Aufforderung.  
Und als die Zeiger der Uhr sich langsam gen Mitternacht bewegten, begann sich das Infield noch vor Ende der Show, zögerlich zu leeren. Ein Teil des Publikums wanderte bereist hinüber zur Impericon HARDBOWL auf der NAPALM DEATH pünktlich 00:00 Uhr ihren Grindcore ins Publikum abfeuerten.

Da IN FLAMES ein wenig überzogen, kam es zu einer kurzen Überschneidung der beiden Shows. Bei (nahezu) Parallelbühnen sollte man das tunlichst vermeiden, denn ein Gebräu von Death Metal auf dem linken und Grindcore auf dem rechten Ohr, verträgt auch das härteste Metal-Hirn nur bedingt. Da es nicht das Einzige mal war, dass sich FeroX und Impericon HARDBOWL überschnitten, sollte der Veranstalter vielleicht doch ein Pause von 5 – 10 Minuten in Erwägung ziehen.

Für uns war damit der zweite Festivaltag beendet. Nun hieß es nur noch „Zähneputzen, Pullern, Ab ins Bett“, in Anlehnung an KNORKATOR, die das Rennen um den besten Act des Tages einmal mehr für sich entscheiden konnten.

IN FLAMES - Headliner des Tages

Samstag

Der BIG WHEEL unter Flammen ...

Trag drei des Festivals. 14:00 Uhr. Wir wollten unseren Augen kaum trauen. Das Festivalgelände war schon so gut besucht, dass wir tatsächlich dachten, wir hätten uns in der Zeit vertan. Dabei hatte doch die Knüppelnacht von Freitag zu Samstag noch so einiges zu bieten gehabt. Black Metal - klirrender Mords-Raserei, gepaart mit ultralangsamen wuchtigem Doom (EIS); sinfonischer Black Metal aus Holland (CARACH ANGREN) und nicht zu vergessen die Blut-Orgie von DEBAUCHERY.

Über eines allerdings konnten die vielen Leute, die sich teilweise vor den Bühnen und teilweise vor der kulinarischen Meile tummelten, die auf dem Spielplatz schaukelten und kletterten oder den Fotoautomaten direkt neben dem Zigarettenstand Bilder zu entlocken suchten, nicht hinweg täuschen. Die Besucherzahl insgesamt muss für das WFF ein harter Schlag gewesen sein.

Von den avisierten 30‘000 war das WFF so weit weg, wie nie zuvor. Da uns keine offiziellen Besucherzahlen vorliegen, bleibt nur eine grobe Schätzung. 17‘000 etwa, max. 20‘000. Aber 20‘000 ist wohl schon zu hoch gegriffen. Wir hoffen inständig, dass sich das WITH FULL FORCE von diesem Negativrekord erholen wird, denn auf Dauer wird das FORCE-Festival mit diesen Besucherzahlen und in dieser Form nicht zu halten sein. Und so schlecht, wie es teilweise gemacht wurde, ist das Festival auch 2017 bei Weitem nicht gewesen.

Erste Stippvisite auf der METAL HAMMER STAGE. TUXEDOO hatte nicht nur ihren „Alpencore“ (Metalcore / Trash) - die obligatorischen Lederhosen natürlich inklusive - sondern auch gleich ein paar Fläschchen Jägermeister mitgebracht, die sie unter dem dankbaren Publikum verteilten. Das dies den Security nicht ganz so zusagte, ist wohl verständlich.  Und so kam es folgerichtig zu einem Mini-Eklat, Glasflaschen sind ja bekanntlich verboten.

Einen Eklat ganz anderen Ausmaßes gab es am Rande des WITH FULL FORCE auch noch zu vermelden. Gegen drei Polizeibeamte aus Wittenberg ermittelt die Staatsanwaltschaft mittlerweile wegen Körperverletzung im Amt. Sie sollen einen Asylbewerber, der sich illegal Zutritt zum Festivalgelände verschafft haben soll, krankenhausreif geschlagen haben.

Mit THE BUTCHER SISTER betrat dann eine Band die METAL HAMMER BÜHNE, die von Fans in das WFF gevotet wurde. Beatdown-Hardcore mit Rap-Elementen, wobei letztere schon sehr stark in den Vordergrund rückten. Die Mannheimer singen dabei ausschließlich in Deutsch und ihre Texte … na ja, sind nicht gerade jugendfrei.

Und dann, es war gerade mal 15:55 Uhr, zerlegten die Kanadier von OBEY THE BRAVE die IMPERICON HARDBOWL schon mal so richtig. Das Infield vor der Bühne war rappelvoll und der Metalcore des Quintetts ließ kaum Wünsche offen. Da es für uns bereits 16:35 Uhr auf der FerroX STAGE weiter gehen sollte, blieben wir nicht bis zum Schluss der Show, sondern stärkten uns noch einmal an der Fressmeile. Preise und Qualität waren nicht besser, als am Vortag. Dass der Veranstalter aber durchaus in der Lage ist schnell auf Missstände zu reagieren, zeigten die Mülltonnen, die jetzt am Samstag zur Genüge aufgestellt waren. Während man Freitag noch vergebens nach auch nur irgendwelchen Müllentsorgungssystemen (die fest aufgestellten Abfallstationen ausgenommen) suchen musste, sorgten am Freitag schon blaue Müllsäcke, festgeklebt an den Tischen, für eine Verbesserung. Samstag dann war es perfekt. Zusätzlich sah man auch immer wieder die grünen Leibchen von der Evententsorgung (die nicht etwa, wie der Name vermuten lässt, das Event, sondern vielmehr den Müll entsorgten) über das Gelände huschen, so dass es auf dem gesamten Festivalgelände ziemlich sauber zuging. Ob man allerdings auch wieder volle Müllbeutel gegen eine CD tauschen konnte, wissen wir leider nicht zu sagen. Der Screen an der FeroX jedenfalls brachte keine dementsprechenden Hinweise.

EMIL BULLS machten dann da weiter, wo OBEY THE BRAVE aufgehört hatten. Sie zählen nicht zuletzt wegen ihrem prügelharten Groove zu den besten Alternativ-Metal-Bands Deutschlands. Jedenfalls vermochten die Münchener das Infield zumindest bis zu den Wellenbrecher voll zu bekommen und in Bewegung zu halten. Als Christoph „Christ“ von Freydorf dann aber von der Bühne die fantastische Kulisse von Ferropolis ansprach, gab es aus dem Publikum kaum Reaktionen. Die Force-Gemeinde hatte ihre neue Location auch am dritten Tag noch lange nicht angenommen.

Auch NORTHLANE hernach auf der Impericon HARDBOWL wusste zu überzeugen. Das Infield war voll, die Stimmung gut. Für eben besagte Stimmung sollten dann auch DIE KASSIERER auf der FeroX sorgen. Vom größten Teil der Besucher wurden sie als „Comedy-Punk-Nummer“ auch akzeptiert, für uns war es nur das große Grauen. Weder musikalisch noch optisch eine Offenbarung besang Wolfgang Wendland den Alkoholkonsum passenderweise Bier trinkend. Das gehört wohl zur Show, ebenso wie der freie Oberkörper. Als das Publikum sofort skandierte „Ausziehen, ausziehen!“ ließ er sich auch nicht lange bitten. Das allerdings machte es dann nicht wirklich besser und wir traten schnell die Flucht an. Viel geholfen hat es nicht. Denn bei dem Song: „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“, grölten selbst die sich auf Nahrungssuche befindlichen Fans, hunderte Meter von der Bühne entfernt, mit. Ihre Daseinsberechtigung wissen die Herren aus Bochum/Wattenscheid also tatsächlich zu begründen. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.

Enttäuschend, dass um 18:50 Uhr dann so wenige Besucher den Weg zur BIG WHEEL STAGE fanden (sie feierten wohl alle noch nackt Bier trinkend), denn ROTTING CHRIST hatten mit ihrem Dark-Metal wesentlich mehr zu bieten: Episch finsterer Gothic-Metal, der mehr unserem Geschmack entsprach.

ROYAL REPUBLIC vertrat eher die Rock- denn die Metal-Fraktion. Auch damit hatten die Besucher des WFF noch so einige Schwierigkeiten, denn im Vergleich zu den Vorgängerbands, wollte sich das Infield nicht so richtig füllen. Die Schweden – wie immer im Anzug auf der Bühne – ließen sich davon nicht beirren und rockten ordentlich los und bewiesen, dass man auch bei einem Rock-Act sehr gut Crowdsurfen kann. Zur gleichen Zeit gaben sich PSYCHOPUNCH auf der METAL HAMMER STAGE die Ehre. Auch hier war es vor der Bühne relativ leer und verwundert fragten wir uns, wo denn die ganzen Leute hin sind. Eine Aufklärung sollte es nicht geben, denn auch bei den letzten Acts des Tages waren die Infields vor den Bühnen nie wirklich zu 100 Prozent voll.
Schade, dass man PSYCHOPUNCH auf die relativ kleine METAL HAMMER STAGE verbannte, denn sie hätten mit ihrem schwedischen Dreck’n’Roll sicher eine größere Bühne verdient gehabt. Zusätzlich konnten sie auch noch mit einem Gastsänger überraschen. WFF-Fotograf Dirk Behlau legte für ein paar Minuten die Kamera zur Seite und tauschte sie gegen das Mikrofon.

Bei MOTIONLESS IN WHITE die gegen halb Neun die Impericon HARDBOWL bespielten, fragt man sich immer, was für ein Genre sie eigentlich abdecken. Metalcore? Gothic? Egal! Die Show war (wenn auch für die Fotografen mal wieder viel zu dunkel) gut und die Amerikaner wussten zu überzeugen.

Schnell noch mal Zigaretten geholt (Gott sei Dank gab es sowohl mobile Verkäufer als auch einen festen Stand), die aber auch nicht wirklich das Non plus Ultra der Tabakindustrie verkörperten. Braustolz (das ungeliebte Bier) und Mark1 (wenigstens gequalmt haben sie) mögen Exklusiv-Rechte auf dem WFF haben, ob das im Sinne der Besucher ist, wagen wir allerdings zu bezweifeln. Da uns aber „darüber aufregen“ auch nicht weiter gebracht hätte, ging es zurück zur FeroX. TERROR.

Über die Amerikaner muss man keine Worte mehr verlieren. Als konkurrenzlose Live-Abrissbirne hat sich die Band in der Szene längst einen Namen gemacht und so ging es von der ersten Minute an voll zur Sache. Crowdsurfen, Circle Pit, Moshpit … auch das Infield ließ sich nicht lange bitten. Doch plötzlich war einfach so Schluss. Irgendwie, 22:10 Uhr. Keine Ahnung, warum TERROR zehn Minuten früher Schluss machten, denn viel Zeit zum Grübeln und Recherchieren hatten wir nicht. Wenn ARCHITECTS ruft, folgt der Metal-Fan. Also ein letztes Mal auf die Impericon HARDBOWL.

Wie nicht anders zu erwarten, zerlegten die Britten mit ihrem Technischen Metalcore die Impericon HARDBOWL so vollständig, dass man gar um das SATURDAY NIGHT FEVER fürchten musste. Einen besseren Abschluss auf der HARDBOWL STAGE hätten man kaum finden können. Und das obwohl ARCHITECTS seit dem 20. August 2016 ohne ihren Gitarristen, Songwriter und Mitbegründer der Band Tom Searle auskommen müssen, der an Krebs verstarb. Ein letztes Mal war das Infield der Impericon von moshenden Fans so fett belagert,  dass man bereits bei dem zweiten Song gezwungen war, ohnmächtige Besucher über dem Fotograben hin zu den Sanitätern zu bringen.

Natürlich gab es auf der Bühne dann ab 00:40 Uhr noch das bereits angesprochene SATURDY NIGHT FEVER mit COMBICHRIST, SILENT DESCENT und ATARI TEENAGE RIOT, das wir uns aber aus organisatorischen Gründen sparen mussten. Gerade von COMBICHRIST hoffen wir, dass wir sie eines Tages auch mal im Hauptprogramm des WFF erleben dürfen.

Bevor um 23:20 Uhr als Headliner des Tages auf die Bühne ging, gab es dann doch noch das lang erwartete Feuerwerk. Oder eher … Feuerwerkchen. Flammen vom BIG WHEEL, ein paar Raketen. Spektakulär ist sicher etwas anderes, aber das kann man in den Folgejahren ja noch ohne großen Aufwand ändern, sollte es sicherheitstechnisch möglich sein. Noch besser wäre natürlich, eine Feuershow mit dem Headliner-Act zu verbinden. Warten wir mal ab, was die Zukunft bringt.

KREATOR, Trash-Metal Legende aus Essen, setzten den Schlusspunkt auf der FeroX STAGE. Immerhin sind sie der erfolgreichste Genre-Vertreter Deutschlands auf dem internationalen Parkett. Trotzdem gelang es auch ihnen nicht, das Infield komplett zu füllen. Das ist schade, vor allen für die Band selbst, die optisch wie musikalisch eine gute Show ablieferten. Flammenprojektoren und gut ein Dutzend Leinwände inklusive. Eigentlich ein würdiger Headliner, wenn da nur ein wenig mehr Leute vor der Bühne gestanden hätten. Die Frage nach dem „warum“ ist müßig und teilweise schon beantwortet wurden. Als Co-Headliner vor einem Mega-Top-Act, wäre das Infield sicher auch bei KREATOR voller gewesen und man hätte damit der Band einen größeren Gefallen getan.

Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Wir verließen um 00:30 Uhr mit gemischten Gefühlen endgültig das Festivalgelände. Das IVXX. WITH FULL FORCE war Geschichte. Oder auch der Anfang einer neuen Geschichte, die als Schauplatz „FERROPOLIS – die Stadt aus Eisen“ hat. Und wir hoffen sehnlichst, dass es eine noch lange Geschichte wird ….

KREATOR - Headliner am Samstag

Fazit

Das WITH FULL FORCE Festival hatte naturgemäß mit seinem Umzug auf das neue Festivalgelände zu kämpfen. Die nur geringe Besucherzahl von ca. 17‘000 – 18‘000 Fans hatte sicher auch etwas mit diesem Umzug zu tun. Viele fürchteten wohl die Unwägbarkeiten, die damit verbunden sind. Wesentlich längere Wege von den Camps zum Festivalgelände, harter Betonboden statt dem geliebtem Acker. Dazu kam ein im Vorfeld (teilweise zu Unrecht) schlecht geredetes Line Up.  

Den längeren Wegen wollte der Veranstalter mit Shuttle-Bussen den Zahn ziehen. Die Meinungen der Besucher gingen über diesen Service weit auseinander. Von: „Wir haben nie länger als fünf Minuten gewartet!“ bis hin zu: „Völlig überfüllte Shuttles“, reichten die Aussagen. Die Wahrheit wird wie immer irgendwo in der Mitte liegen. Definitiv sollte der Veranstalter darüber nachdenken, die Anzahl der Busse in den Stoßzeiten zu erhöhen. Was aber noch wichtiger ist: Reservebusse für unvorhergesehene Situationen!

Denn die Räumung des Festivalgeländes am Freitag zeigte gleich am ersten Tag, dass das Krisenmanagement überhaupt nicht funktionierte! Räumung okay. Und dann? Menschenmassen an der Busstation, die dem Regen und Wind hilflos ausgeliefert waren. Wartezeiten, in denen sich im 2 km entfernten Camp die Zelte längst selbstständig machten. Für solche außergewöhnliche Situationen sollten unbedingt zusätzliche Busse bereit stehen!
A Pro Pos Krisenmanagement. Was war mit dem Green-Camp? Kfz sind dort bekanntlich verboten. So konnte sich – sofern er nicht die Hilfe anderer Festivalbesucher in Anspruch nehmen konnte – der Green-Camper nirgendwohin „retten“. Auch da besteht dringend Handlungsbedarf!

Dazu kam während des gesamten Donnerstages eine desolate Informationspolitik. Keiner wusste wann, wie und ob es überhaupt weiter geht. Und wenn die Security zwei Minuten vor dem Re-Start des Festivals über die Camps gehen und die Fortsetzung des Programms proklamieren, ist vorprogrammiert, das keine 17‘000 Leute in dieser Zeit aufs Festivalgelände kommen. Und war man erst mal da, wurde man auch nicht klüger. Gleichwohl auf der Impericon HARDBOWL STAGE der Backdrop von DEEZ NUTS hing und auf der FeroX STAGE die Backline von AIRBOURNE aufgebaut wurde, gab es erst viel, viel später Infos über die weitere Running Order. Dass es zwischenzeitlich auch noch die Technik zerschossen hatte, wurde erst gar nicht erwähnt.
Lieber Veranstalter! Rede mit deinen Besuchern. Schlechte Nachrichten sind immer noch besser als gar keine Infos. Man kommt sich da immer irgendwie … so dumm vor!

Und dann lieber Veranstalter, hole das Familiäre zurück aufs WFF. Schiebe schlechter Qualität zu überteuerten Preisen (Speisen und Getränke) einen Riegel vor! Denn sonst ist das WITH FULL FORCE austauschbar mit jedem anderen beliebigen kommerziellen und von Geldmacherei geprägten Festival. Und mal ehrlich, ein zweites WACKEN braucht kein Mensch.

Das so oft geschmähte Line Up hingegen war so schlecht nicht. Gerade die unteren und mittleren Slots waren sehr gut besetzt. Dass es mit dem vierten Headliner nicht klappte ist ärgerlich, zumal man tatsächlich mit einem megafetten Act kurz vor dem Abschluss stand. Da das WITH FULL FORCE keine weiteren Infos dazu veröffentlichte, werden wir uns hüten hier Namen zu nennen. Aber für alle Facebook-Nutzer: Der avisierte Headliner hat mehr als 20‘000‘000 Fans auf seiner offiziellen Seite. Dass da nach dem Scheitern der Verhandlungen kein gleichwertiger Act mehr gefunden werden konnte, versteht sich fast schon von selbst. Trotzdem wird man in Zukunft genau in diesen Dimensionen Bands verpflichten müssen, um die FORCE-Gemeinde wieder auf 30‘000 Besucher aufzustocken. Ansonsten sieht es sehr, sehr düster aus.

FERROPOLIS bietet eine Wahnsinns-Kulisse und zählt zu den attraktivsten Festival-Locations europaweit. Das ist eine  Chance, auch wenn noch nicht jeder von der „Stadt aus Eisen“ überzeugt ist. Wir jedenfalls sind es.
Auch von einer chaotischen Organisation konnten wir nichts feststellen. Sicher, zu den WC’s könnten noch ein paar DIXI’s kommen. Komfort in allen Ehren, wenn die Blase drückt, muss Abhilfe her. Und jeder eingefleischte Festivalbesucher weiß mit einem DIXI umzugehen.
Die Running Order wurde Freitag und Samstag zeitlich nahezu perfekt eingehalten. Dass es ab und an zu geringen Zeitüberschreitungen auf FeroX und Impericon kam, kann man in Zukunft leicht verhindern. Natürlich können (fast) Parallel-Bühnen nicht gleichzeitig bespielt werden, aber fünf Minuten Pause zwischen den beiden Acts sollten ausreichen, um das Chaos zu beseitigen. Kleinigkeiten!

Das WITH FULL FORCE steht am Scheideweg. Verschwindet es im Nirgendwo oder etabliert es sich wieder unter den größten Festivals des Landes. Das Potential ist zweifelsohne vorhanden. Und der Veranstalter hat genug Erfahrung um diese Mammut-Aufgabe erfolgreich zu bewältigen. Von unserer Seite viel Erfolg für 2018 und die (hoffentlich noch vielen) folgenden Jahre. Wir kommen gerne wieder.

Das WFF im TV

Rockpalast | 07. August 2017, 00:15 Uhr - 02.15 Uhr | WDR Fernsehen

Rockpalast | 14. August 2017, 00:15 Uhr - 02:15 Uhr | WDR Fernsehen

Rockpalast | 19. August 2017, 23:35 Uhr - 02:35 Uhr | MDR Fernsehen