Unzucht in Ingolstadt

Lady-Metal.com

1. Support - Sehnsucht


Unzucht hat nach Ingolstadt geladen und wir folgen nach dem Tourauftakt am  31.03.2018 in Leipzig auch gern ins schöne Bayern. Zum Aufwärmen gibt es heute zwei Support-Bands. Als erstes darf eine Band an die Mikros, die sich erst im Februar 2017 gegründet hat und aus Augsburg kommt – Sehnsucht heißen die Jungs. Da sie mir völlig unbekannt sind, bin ich natürlich doppelt gespannt, was die Jungs liefern. Es beginnt gleich kraftvoll und energiegeladen mit Herz und Verstand. Der Frontmann Thorsten Wieja lässt sofort aufhören, dass ihn politische Themen wie Ausgrenzung, Anderssein und gegenseitiges Verständnis in seiner Musik beschäftigen. „Wir besiegen den Hass – mit Herz und Verstand“ lautet eine Textzeile aus dem Song. Thorsten schreibt Texte und Musik selbst und bezeichnet seine Musik als deutschen Punkrock mit tiefgründigen Texten. Das Debütalbum ist im September letzten Jahres erschienen und heißt Schicksalsreise. Manche Songs sind politisch motiviert, bei anderen geht es eher um Herzangelegenheiten. Glücklich sein heißt der nächste Titel. Dass er auch Spaß haben kann und Party machen möchte, zeigt er später mit dem Song Kellner bitte noch ein Bier. In insgesamt 8 Songs zeigt er, dass ihm seine Musik eine Herzensangelegenheit ist und er mit seinen Jungs Jüngsi (Rhythmusgitarre), Andy (Bass) und Mario (Schlagzeug) sehr viel Spaß auf der Bühne hat. Letztes Jahr war Sehnsucht auch schon als Support für Kärbholz unterwegs, haben 4 Musikvideos produziert und arbeiten derzeit am zweiten Album. Der letzte Song der vier Augsburger fragt, wo geht die Reise hin? Ich werde sie sicher irgendwann mal wiedersehen und sie dann wieder danach befragen.

Setlist

Herz und Verstand
Glücklich sein
Auf zu neuen Wegen
Ich breche aus
Immer noch hier
Kellner bitte noch ein Bier
Letzter Atemzug
Wo geht die Reise hin

2. Support - Schattenmann 


Nachdem die Vorband Sehnsucht die Leute ein bisschen vorgewärmt hat, geht es nach kurzem Umbau weiter. Die Bühne wird dunkel, der Takt setzt ein. Eine ganze Weile ist nur der Schlagzeuger zu hören, es ist weiterhin dunkel. Nur die mit fluoriszierender Farbe bemalten Drumsticks (diesmal Ersatzweise Matthias Böhm) sind im Schwarzlicht zu sehen. Nach und nach kommen der Gitarrist Jan Suk und der Bassist Luke Shock auf die Bühne und harte Riffs setzen ein. Die meisten der ca. 150 Besucher der Eventhalle jedoch kennen die 4 jungen Franken und zeigen das bereits jetzt, indem sofort kreischende Frauenstimmen zu hören sind. Als der Frontmann Frank Herzig die immer noch dunkle Bühne betritt, ist die Stimmung bereits so gut, dass es der Band sicher vom ersten Moment eine Freude ist, auf dieser Bühne zu performen! Was für eine Stimmung! Nach dem Opener-Song Schattenmann folgen mit Brennendes Eis und Gekentert folgende zwei Songs, zu denen es auch zwei saugeile Videos gibt. Auf Nachfragen  des Frontmanns, wer denn die Band noch nicht kennt, melden sich grade mal 10-12 Leute! Davon wird einer ausgewählt, der zur Band auf die Bühne muss, was ihn wohl erwartet? Die Bühne wird wieder dunkel, Frank kommt im langen schwarzen Mantel und Maske auf die Bühne, es folgen die Krieger des Lichts. Wie in einer Zeremonie bekommt der Gast auf der Bühne auch eine Maske übers Gesicht gezogen, was ihm aber nicht viel ausmacht, er klatscht sogar begeistert den Takt der Musik mit. Die Masken der Musiker mit den aufgemalten Neonfarbenen Gesichtern geben dem Ganzen im Schwarzlicht eine mystische Note. Der nächste Song wurde vor allem nach Erscheinen des Videos ziemlich kontrovers diskutiert. Ist Generation Sex schon ein halber Porno und wie soll man den Text interpretieren. Dafür hat Frank diesmal eine ziemlich simple Erklärung: „Leute, habt doch einfach mal Spaß!“ Neben anderen Interpretationsmöglichkeiten kann man es natürlich auch so sehen.  Der Musikstil  zu dem sich die Jungs zählen, ist die Neue Deutsche Härte. Wobei man manchen Song auch poppig mittanzen kann, was auch von den Fans der Truppe eifrig getan wird. Bei Amok bringt Frank wieder das Neonlicht und eine Kettensäge als Spezialeffekt zum Einsatz. Sieht schon ziemlich bedrohlich aus, wie er da wild auf der Bühne rumhantiert. Als vorletzten Song bringen die Jungs den Titelsong ihres Debütalbums, welches im März diesen Jahres erschienen ist: Licht an! Die Fans rocken jeden einzelnen Song! Als Abschluss des Aufwärmprogramms für Unzucht bringen die Jungs Trümmer und Staub. Auch dieser Song ist wie die anderen vom aktuellen Album Licht an. Die Fans sind absolut begeistert und nun bereit für Unzucht!

Unzucht - Todsünde Total Tour 2018


Unzucht ist auf Todsünde Total Tour! Nach dem coolen ersten Gig in Leipzig fahren wir bei herrlichem Frühlingswetter nach Ingolstadt in die Eventhalle.  Im schönen Bayern ist im Gegensatz zu Leipzig die Unzucht nicht so bekannt, denn es sind grade mal so um die 150 Leute, als wir diese tolle Location betreten.

Nach dem die beiden Vorbands Sehnsucht und Schattenmann den Leuten schon mal richtig eingeheizt haben, kommen nach einem kurzen Umbau endlich die Headliner des Abends.  Die Bühne ist dunkel, der Schlagzeuger Toby gibt den Takt vor. Daniel Schulz steht allein auf der Bühne, eine große Trommel umgehängt und gibt den ersten Song zum Besten -  Allein. Natürlich kennen die meisten der Besucher die Band, manche habe ich schon eine Woche vorher in Leipzig getroffen.  Sie sind vom ersten Lied an dabei, klatschen und singen mit. Über den Engel der Vernichtung, Das belgische Inferno und Dem Sturm wird es mit Während wir uns verlieren etwas ruhiger. Die Fans nehmen es gern an und schunkeln mit erhobenen Händen mit.  Die meisten der Besucher sind natürlich textsicher, denn die Todsünde-CD erschien im Jahre 2012 und natürlich kennt die jeder Fan auswendig!

Der Dark Rock der vier Jungs:  Frontmann Daniel „Der Schulz“ Schulz, Gitarre und Gesang Daniel De Clercq, Bass Alex Blaschke und  Schlagzeuger Toby Fuhrmann ist sehr melodisch, inhaltlich anspruchsvoll. Neben den Problemen in und um die Liebe und den Trennungsschmerz beschäftigen sich Texte oft auch mit gesellschaftlichen Problemen, sowie der Angst und dem Tod und den eigenen Unzulänglichkeiten. Das macht die Truppe sehr sympathisch, damit kann man sich identifizieren.  Weiter geht es mit dem gleichnamigen Titel der Band Unzucht und Meine Liebe, sowie der Namensgeber der Tour Todsünde. In dieser eher ruhigen Runde haben die Fans sicher viel Kraft geschöpft, den nach dem Titel Der letzte Tanz johlen die Fans bestimmt eine Minute alleine weiter: „Hey, hey, hey…!“  Das macht Spaß! Den Fans allemal, es ist nicht zu überhören, der Band sicher auch bei so viel Zuspruch und ich als doch eher außenstehende Fotografin werde  angesteckt von so viel Freude und Power der Fans. 

Mein persönlicher Favorit des Abends ist ganz klar Deine Zeit läuft ab und folgt nun auf den Fuß. Ich mag diesen Titel, er führt einen vor Augen, dass das Leben leider endlich ist und man das genießen soll, was man hat … sonst kann es passieren, dass „wir uns nie wieder sehen“. Die Fans genießen jeden einzelnen Augenblick, das merkt man sehr.  Alle sind gut drauf und singen mit. Über Ungesicht geht’s weiter zu Schwarzes Blut. Der Titel fällt für mich aus dem Rahmen, harte Riffs und der sehr tiefe Gesang des Gitarristen Daniel De Clercq bilden einen krassen Gegensatz zu dem melodischen Gesang des Frontmanns Schulz.

Die Musik von Unzucht ist sehr abwechslungsreich, von vielen poppigen Elementen, die von den Besuchern sehr gern zum Tanzen angenommen werden, über auch sehr harte Metal-Elemente . Der nächste Titel wird vom Frontmann Daniel erfragt, alle Titel stammen ja vom Todsünde – Album, also welcher fehlt noch? Auch da sind die Fans zur Stelle, von mehreren kommt sofort die Antwort Kleine Geile Nonne! Zu diesem Abschluss des Abends singen die  Fans gerne nochmal mit und schwingen die Hüften im Takt.

Nachdem die Band die Bühne verlassen hat, müssen die Fans schon ganz schön lange klatschen und Zugabe rufen, aber die Jungs lassen sich erweichen und spielen noch ihre Zugabe. Über Widerstand, Lava und Das Wort fliegt wie ein Stein  (vom Neuntöter-Album 2016) denkt Daniel Schulz auch die Leute, Freunde, Familienmitglieder, die leider nicht mehr unter uns weilen und singt für sie Nur die Ewigkeit (Rosenkreuzer – 2013). Auch der letzte Song Mit dir und ohne dich aus dem gleichen Jahr zeigt die Wandlungsfähigkeit der Musik von Unzucht ganz deutlich! Es ist immer wieder eine Freude, den sympathischen Musiker beim Performen zuzusehen und vor allem zuzuhören. Nur schade, dass es nur so wenig Besucher waren. Mir war es wieder mal ein Genuss, es wird nicht mein letzter Abend bei den Unzüchtigen gewesen sein!


weitere Tourdaten:
20.04.2018 Oberhausen – Kulttempel
21.04.2018 Hameln – Sumpfblume
27.04.2018 Erfurt – From Hell
29.04.2018 Bremen – Tower

Setlist:
Allein
Engel der Vernichtung
Das Belgische Inferno
Auf Sturm
Während wir uns verlieren
Unzucht
Meine Liebe
Todsünde 8
Der letzte Tanz
Deine Zeit läuft ab
Ungesicht
Schwarzes Blut
Kleine geile Nonne
Widerstand
Lava
Das Wort fliegt wie ein Stein
Nur die Ewigkeit
Mit dir oder ohne dich

Unzucht