Chris befragt Dante per Mail

lady-metal.com
Quelle: Massacre Records
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Chris: Hallo Alexander. Vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst. Am Besten fangen wir gleich mal mit der ersten Frage an. Gegründet wurdet ihr als Band im Jahr 2006. Was hat euch zur Musik gebracht und im Speziellen zu DANTE?

Alexander: Musik selbst machen zu wollen – das Thema kam bei mir bereits in meiner Jugend auf. Das war bei mir eine recht typische musikalische Sozialisation, die über mehrere Phasen ging. Angefangen bei der berühmten Blockflöte in der Kindheit, dann Mitgliedschaft in einem Chor und Klavierunterricht. Dann trat der Heavy Metal in meiner frühen Pubertät vehement in mein Leben. Genauer gesagt in Form des Albums „Keeper of the Seven Keys Part II“ von Helloween. Gott, fand ich dieses Album damals fantastisch. So etwas hatte ich einfach noch nie gehört. Danach gab es kein Halten mehr und ich musste all diese wahnsinnigen Bands und Alben des Genres kennenlernen. Markus Maichel und ich saßen in der Schule nebeneinander und haben uns gegenseitig immer die neuesten musikalischen Entdeckungen geliehen. Mit meiner zunehmenden Begeisterung für Death Metal der Marke Morbid Angel & Obituary konnte Markus zwar wenig anfangen - aber relativ früh erkannten wir, dass wir beide die progressive Form des Metals ziemlich genial fanden. Fates Warning etwa. Oder das Debut von Psychotic Waltz. Wir haben uns dann bald in unterschiedlichen Schulbands versucht. Später dann eigene Bands gegründet. Bevor wir uns bei DANTE zusammen taten, hatten wir alle schon eine gar nicht mal so kurze musikalische Vita hinter uns. Zu DANTE brachte uns der glückliche Umstand, dass Markus Berger und Markus Maichel Zeit und Lust hatten, einfach mal zu versuchen wirklich progressive Musik zu machen. Denn inzwischen war auch das Können dazu da. Da wir Schulfreunde waren und ich mit Markus Berger jahrelang in einer anderen Band aktiv gewesen war, lag es nahe mich zu fragen ob ich mal singen wolle um zu sehen ob das funktioniere. Das hat es dann. Und wie.
  
Chris: Eure Musik ist geprägt durch progressiven Metal, der auch emotionalen Tiefgang beweist. War das von Anfang euer klarer Weg oder hat sich das erst mit der Zeit heraus gestellt?

Alexander: Dass wir genau das machen wollten, wussten wir von Anfang an. Der Umstand, dass dieses Vorhaben auch von Anfang an perfekt umsetzbar gewesen ist - das war hingegen eine Überraschung. Ich war in einigen Bands, die sich über die Frage des eigenen Stils in Richtungskämpfen buchstäblich aufgerieben haben. Bei DANTE mussten wir unseren Stil gar nicht finden. Er hat uns gefunden. Vom künstlerischen Standpunkt aus gesehen ist das sehr angenehm. Wir wussten immer sehr genau, wie DANTE klingen soll und wohin wir musikalisch gehen wollen.

Chris: Vom selbstproduzierten Debüt "The Inner Circle", über das US-Label ProgRock Records und "Saturnine" seid ihr jetzt mit "November Red" bei Massacre Records gelandet. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und war der Gang zu einem großen Label schon immer euer Ziel?

Alexander: Ganz ehrlich: Welcher Musiker will schon freiwillig dauerhaft unbekannt bleiben? Wenn man Musik schreibt, von der man überzeugt ist und die man liebt, will man, dass diese von möglichst vielen Menschen gehört wird. Man will sie teilen. Das geht noch immer am Besten über ein Label, das über Netzwerke verfügt. Als „November Red“ fertig wurde, haben wir uns auf die Suche nach guten und geeigneten Label gemacht. Und uns am Ende für massacre records entschieden. Nicht weil sie uns unbedingt die besten vertraglichen Konditionen geboten hätten – es gab es auch andere Angebote – sondern, weil dieses Label so lange erfolgreich am Markt ist. So etwas schafft man nicht, wenn man hauptsächlich heiße Luft produziert. Im persönlichen Gespräch haben wir dann auch sofort gemerkt – das ist es einfach. Hier ist unser neues Album in interessierten und fähigen Händen. Ich bin noch immer froh, dass wir uns für massacre records entschieden haben. Ich glaube, etwas Besseres hätte „November Red“ gar nicht passieren können. Hier bekommt das Album die Chance, die es auch verdient.       

Chris: Auch das Artwork des neuen Albums ist wieder sehr ansehnlich geworden. Sprecht ihr da als Band mit oder habt ihr die Arbeit in fremde Hände gegeben? Und inwiefern, wenn man von der Farbe mal absieht, bringt ihr dieses mit dem neuen Release in Verbindung?

Alexander: Da wir als Band das klassische Albumformat lieben ist uns das Artwork tatsächlich sehr wichtig. Das Artwork ist das Markenzeichen eines bestimmten Albums, es gibt der Musik ein Gesicht. Wenn jemand Geld für einen physischen Tonträger in die Hand nimmt, sind wir der Ansicht, dass auch etwas geboten werden sollte. Dank allgemein sinkender CD Verkaufszahlen wird das zwar immer schwieriger zu realisieren – aber uns ist das künstlerische Gesamtpaket eines Albums bestehend aus Musik und Artwork einfach viel zu wichtig, als dass wir uns diesbezüglich auf unnötige Kompromisse einlassen wollen. Wenn ich in einen Juwelierladen gehe und dort ein Schmuckstück kaufe, wird mir dieses auch nicht in einer billigen Plastiktüte überreicht werden. Ein schönes, gelungenes Artwork gehört zu einem guten Album einfach dazu. Wenn das Ergebnis passt, würden wir diese Arbeit auch in fremde Hände geben. Das war aber bisher nicht nötig da wir in der glücklichen Lage sind, diese Aufgabe bandintern lösen zu können. Unser gesamtes Artwork, natürlich auch das von „November Red“, stammt von mir. Da dem so ist kann ich natürlich nur sagen: ich bringe es zu 100% mit dem Album in Verbindung. Wenn nicht, wär das ja schlimm. Das Artwork ist parallel zur Musik und den Texten entstanden und zeigt ein Bild, dass einfach in meinem Kopf da war, als das Album musikalisch immer klarere Formen annahm. Ein kindliches Gesicht, das nicht lacht. Der Widerspruch von Farbe und den Konnotationen, die man bei der Erwähnung des Monats November hat. Der eigentlich farblose, graue Monat, der den Winter einläutet – getaucht in Rot. Die Farbe der Gefahr aber auch des Lebens. Das Artwork ist auf eine subtile Art und Weise so widersprüchlich wie der Albumtitel. Poetisch vielleicht. Wie es unsere Texte auch gerne einmal sind.

Chris: Persönlich finde ich euer neuestes Werk das stärkste und vielschichtigste euer bisherigen Discographie. Wie steht ihr zu "November Red" und was wolltet ihr vorrangig mit dem Album sagen? Steht vielleicht sogar ein Konzept dahinter?

Alexander: „November Red“ sollte ursprünglich tatsächlich ein Konzeptalbum werden. Daraus wurde zwar nichts. Aber es ist, sagen wir mal, ein Echo geblieben. Angefangen vom Albumtitel über die Musik bis zu den Texten geht es auf „November Red“ meiner Ansicht nach über den Anfang der in einem Ende verborgen liegt. Ob dieser Anfang etwas Gutes ist oder nicht – bleibt offen, im Ungefähren, in einem poetischen Raum. Wenn Träume im Leben scheitern, eine Liebe zerbricht, ein geliebter Mensch stirbt oder wir selbst am Ende unseres Lebens stehen wissen wir nicht was kommen wird. Wir denken auch nicht darüber nach. Wir stehen vor einer Zäsur. Aber genau in diesem Moment geschieht auch etwas. Ein neuer Anfang beginnt Form anzunehmen. Es ist dieser Moment der Schwebe, der uns offenbar interessiert hat. Diesen Moment würde ich persönlich „November Red“ nennen. Ich könnte gar nicht genau sagen, warum das so ist. Es ist eine poetische Formulierung – keine logische Bezeichnung.

Chris:
Gerade in eurer bayerischen Heimat seid ihr auch live sehr aktiv. Ist es für 2013 geplant diese Grenzen, vielleicht sogar im Rahmen einer Headliner-Tour, zu erweitern? Oder kann man auch mit einigen Festival-Auftritten rechnen?

Alexander: Die Planungen dazu laufen. Leider kann ich aber noch überhaupt nicht sagen, inwieweit das realisierbar sein wird. Uns würde schon reichen, wenn wir endlich einmal die Chance bekämen, auf einem größeren Festival zu spielen. Aber wir arbeiten hart – irgendwann wird sich das auch auszahlen, da bin ich ganz zuversichtlich. Vielleicht ist es auch 2013 schon soweit. Das wäre schön.   

Chris: Welchen Auftritt oder welche Erfahrung würdest als bisher beste(n) in deiner Karriere bezeichnen?

Alexander: Wenn zum ersten Mal ein wildfremder Mensch auf Dich zu kommt, dem es wichtig ist Dir zu sagen, dass ein bestimmter Song Deiner Band ihm wahnsinnig viel bedeutet oder ihm vielleicht sogar in einer Lebenssituation Kraft gegeben hat – das ist eine grandiose Erfahrung. Und diese Situationen sind es, die ich im Nachhinein als die besten Momente meiner Karriere in Erinnerung habe.

Chris: Dann kommen wir doch mal zu eher persönlichen Fragen. Vor kurzem ist euer langjähriges Mitglied und Mitbegründer der Band Markus Berger einem Krankheitsleiden erlegen. Kann man es so sehen, dass ihr demnach euer neues Album auch ihm widmet? Schließlich war er ja an diesem, laut Promotext, noch beteiligt.

Alexander: Er war sogar maßgeblich beteiligt. „November Red“ ist zu einem großen Teil sein musikalisches Vermächtnis. Während wir die Songs komponiert haben, war Markus so gesund wie Du und ich. Der ganze Alptraum begann dann vor ungefähr einem Jahr – als wir uns langsam auf die Suche nach einem Label machten. Als wir dann bei Massacre Records unterschrieben, war Markus bereits durch die Therapie sehr angeschlagen – aber hat sich sehr sehr gefreut. Markus war vom Anfang bis zum Ende des Songwritings von „November Red“ beteiligt, auch während der allermeisten Aufnahmen und zu Beginn der Produktion war er noch dabei. Den Großteil der Produktion, spätestens ab Sommer, musste Markus Maichel dann schon alleine machen, da es Markus Berger zunehmend schlechter ging. Im Herbst wurde uns dann langsam bewusst, dass die Zeit gegen uns arbeitet. Es ging alles so erschreckend schnell. Markus hat dann die Veröffentlichung seiner großartigen Arbeit nicht mehr erleben dürfen. Leider. Dieses Album ist ihm gewidmet. Gar keine Frage. Wir vermissen Dich mein Freund.

Chris: Stell dir vor, du hättest alle kreativen Freiheiten und Stilmittel zur Verfügung, um den Klang von Dante als Gemälde darzustellen. Welche würdest du wählen und welches Motiv könnte man am Ende erwarten?

Alexander: Gemeine und richtig interessante Frage. Ich schätze was das aktuelle Album betrifft, wäre das eben das Gemälde, welches ich als Coverartwork für „November Red“ ja tatsächlich gestaltet habe. Ganz allgemein auf unseren Sound und Stil bezogen..hmm. Wenn alle Stilmittel zur Verfügung stünden – wäre dies sicherlich etwas Kraftvolles – aber auch Ungefähres, Zerbrechliches. Vielleicht so etwas wie die Skulptur „der Denker“ von Rodin. Oder ein Gemälde im Stile von Caspar David Friedrich. Könnte ich mir gut vorstellen.

Chris: Wenn du die Wahl hättest einen Musiker als Feature-Gast auszuwählen, wer wäre das? Oder lehnt ihr das als Band kategorisch eher ab?

Alexander: Darüber haben wir noch nie geredet, aber wir wären da sicher offen. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass meine Kollegen bei der Auswahl meiner Wunschkandidaten Diskussionsbedarf sehen würden. Spontan würde mir Björk, Tori Amos aber auch Kerry King oder Trent Reznor einfallen. Auf einen Namen könnten wir uns aber sicher alle einigen: Steven Wilson.

Chris: Da bietet es sich natürlich auch an nach deinen musikalischen Vorbildern zu fragen. Welche Personen sind das und haben dich diese auch dazu bewegt, selbst zum Mikrofon zu greifen?

Alexander: Als ich zum ersten Mal ein Mikro in die Hand genommen habe, gab es mit Sicherheit Personen, die Vorbilder waren. Eher unerreichbare wie zum Beispiel Mike Patton, wenn ich mich recht erinnere. Später denkt man dann als Musiker gar nicht mehr so über dieses Thema nach, sondern konzentriert sich mehr auf die eigenen Ideen und das eigene Können anstatt sich zu überlegen, wie ein anderer Musiker agieren würde. Wenigstens ich halte das so. Musikalische Einflüsse, oder sagen wir mal Künstler, die in irgendeiner Weise prägend waren, gäbe es aber schon einige. Ich glaube aber nicht, dass sich das direkt im eigenen musikalischen Schaffensprozess niederschlägt. Jedenfalls, was mich betrifft, habe ich diesen Eindruck. Um ein paar Namen zu nennen: Trent Reznor, Psychotic Waltz, Pantera zu Zeiten ihres „Vulgar Display of Power“ Albums, Judas Priest aber auch The Cure, Peter Gabriel, Pink Floyd, Deine Lakaien, Death, Porcupine Tree, Slayer, Tori Amos oder Coldplay in ihrer frühen Phase –  das sind alles Künstler, deren Schaffen und Können ich schlicht bewundere.     

Chris: An dieser Stelle bedanken wir uns für das Interview und die letzten Worte gehören dir. Was wolltest du schon immer mal sagen oder möchtest du noch etwas an eure Anhänger richten?

Alexander: Ich möchte mich bei allen bedanken, die neuen Alben und Künstlern ihr Ohr leihen und CDs tatsächlich kaufen wenn ihnen die Musik gefällt. Ihr sorgt dafür, dass neue Musik unbekannter Künstler überhaupt noch produziert werden kann. Ihr haltet die Szene am Leben. Dafür kann man sich als Musiker in Zeiten des schnellen Downloads gar nicht oft genug bedanken. Es gibt so viele tolle Bands da draußen, die es zu entdecken gibt. Und ich denke, auch DANTE ist eine davon.  Für alle Sammler unter euch: Auf unserem bandeigenen Shop bieten wir handsignierte Versionen unserer Alben an. Zurzeit sogar noch unser Debut „The Inner Circle“, das es so gar nicht im regulären Handel zu kaufen gibt. Vielleicht wäre das ja was für euch und vielleicht könnt ihr später einmal sagen: „Ich war von Anfang an dabei!“ Wir tun jedenfalls unser Möglichstes, dass es einmal so sein wird.

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